258. An Johanna Keßler

[134] 258. An Johanna Keßler


Wiedensahl 13 März 75


Liebe gute Tante!

Ist's bei Ihnen denn schon Frühling geworden? Hier weht Einem noch immer der alte kalte Ostwind in den Nacken, daß man gern das freie Feld vermeidet und lieber hinter den warmen Ofen kriecht. – Sie fragen nach Augusten? Ja, die fing an, mir in Zeichnungen zu schreiben, und da konnt ich doch nicht gut drin Antwort geben; denn Zeichnungen? Wir wißen ja wol, wer die nun mal kriegt!

– Aber eine andere Correspondentin hat sich neuerdings hervor gethan; eine Holländerin, 30 Jahr alt und Witwe. – Eine Zeile, ich weiß wol woher, ist mir lieber als 1000 von wo anders!

Ich möchte gern über meine beiden großen Photographien disponiren. Wollen Sie eine an

Fräulein Fanny Kleine, Luethorst (Hannover)

und die andre an

Herrn Erich Bachmann, Ebergötzen (bei Göttingen)

schicken? – Mit dem Gesicht auf ein Stück Pappe, und dann, weg damit!

Aber gleich!

Tausend Grüße!

Ihr ergebenster W. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 134.
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