340. An Maria Anderson

[164] 340. An Maria Anderson


Wiedensahl 7 Febr. 1876


Obgleich der Floh, wie Mann und Weib bekannt, gar pfiffig ist, besonders, wenn es sich darum handelt, den ihm dräuenden Gefahren zu entschlüpfen, so scheint mir seine Intelligenz doch etwas einseitig zu sein: Winzig, unbändig, freiheitsdurstig, egoistisch, schnell vergänglich, wie er ist, dürfte es der plumpen Menschenhand wohl schwerlich gelingen, einen bildenden Einfluß auf ihn auszuüben. Ich glaube nicht einmal, daß der erwähnte Schauspiel- und Circusdirector sein Personal auf längere Zeit engagirt und allnächtlich an seinen Pulsen beköstigt. – Ich denke mir, der Mann denkt so: Der Floh hupft. Hupfen paßt mir nicht. Womit hupft der Floh? Mit den Hinterbeinen. Also weg damit! Ehe nun die Vorstellung beginnt, lockt er seinen Hund, langt aus dem haarigen Urwalde einige stattliche Wildfänge hervor, »dreßirt« ihnen mit einer kleinen Scheere die Achterbeene, tupft ihnen etwas Gummi auf den Rücken – das Stück beginnt – und was sonst gehupft, das krabbelt nun. – Nach Schluß des Theaters können die Künstler gehen, wohin sie wollen.

Ihr W.B.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 164.
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