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[182] 400. An Anna Lindau
München d. 29. Sept. 1877.
Liebe Frau Lindau!
Ihr lustiger Brief wurde von Lenbach und mir gelesen, und zwar mit freudigem Gemecker. Wir sahen auch das »Auge« an –, und zwar mit väterlichem Wohlwollen (gelinde gesagt). – Ich will nicht meines Freundes Hüther sein; was aber mich betrifft, so wünsche und bete ich, daß besagtes Auge in Wirklichkeit bewahrt bleibe vor Thränen. Was drumherum, das entnahm ich photographisch von Hanfstängl. – Apropos! Der Leutnant, der den Mitwoch noch so wohl und gesund mit uns zu Tische saß, war den Samstag drauf schon verlobt mit Fräulein Holländer. – An diesem Tage wurde übrigens der »Erfolg« von Paul Lindau nicht gegeben. Da muß ich denn vorläufig doch zum Buche greifen. An den Verfaßer vielen Dank, daß er sich der kleinen Frankfurter Freundin mit Eifer angenommen. Im gleichen Fall – weiß Gott! – da will ich auch so sein!
Es überrascht mich nicht, daß Sie uns damals um unsern Abschied beneidet haben. Wir gingen zum Kellerfest der Naturforscher, fanden die Sache öd, kalt, gräßlich, abscheulich, und kehrten sofort mit Entrüstung wieder um. Gelt? Der Neid läßt nach! O ewige Gerechtigkeit!
Nun bleiben Sie hübsch, froh und gut, und gewöhnen Sie sich das Schreiben nicht ab, sintemalen ich immer bin und bleib
Ihr ergebenster Vetter
Wilhelm Busch.