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[203] 466. An Anna Lindau
Göttingen 3. April 1880.
Liebe Frau Lindau!
Rieke näht auf die Maschine,
Nischke war bei's Militär;
Dennoch aber ließ sie ihne
Niemals nahe bei sich her.
»Wozu – fragt sie oft verächtlich –
Wozu nützt mich der Soldat,
Wenn man bloß durch ihn hauptsächlich
So viel hohe Steuern hat??« –
Einstmals ging sie nach dem Holze;
Nischke wollte gerne mit:
Aber nein, partu nicht wollt' se,
Daß er ihr dahin beglitt.
Plötzlich springt aus das Gebüsche
Auf ihr zu ein alter Strolch:
Stiere Augen, wie die Fische,
Kalte Hände, wie der Molch.
»Runter – schreit er – mit die Kleider,
Denn sie lebt in Überfluß,
Da ich ein Fabrikarbeiter,
Der sich was verdienen muß.«
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Weinend fallen Jäck- und Röckchen,
Zitternd löst sich der Turnür,
Nur ein kurzes Unterglöckchen
Schützt vor Scham und Kälte ihr.
Aber jetzt, da tönt es: »Halte«!
Und ein scharfer Säbel blunk.
Aufgeschlitzt mit einer Spalte
Floh sich brüllend der Hallunk.
Dies that Nischke, der trotz allen
Rieken heimlich nachgeschleicht,
Die sich unter Dankeslallen
Jetzt um seinen Hals verzweigt. –
O, ihr Mädchens, laßt euch rathen,
Ehrt und liebet den Soldat,
Weil er sonst vor seine Thaten
Nicht viel zu verzehren hat!
Grad besuch ich meinen Neffen, der seit dem 1. April Einjähriger ist. – Ihren lieblichtönenden Brief erhielt ich grad, als ich in München schon einen Fuß im Steigbügel hatte, um das Dampfroß zu besteigen. – Tausend Grüße! (700 für Sie, 300 zu gleichen Theilen für unsere drei berühmten Freunde) von Ihrem Sie gründlich verehrenden
Wilhelm Busch, der aber so bald nicht kommen kann.