481. An Marie Hesse

[208] 481. An Marie Hesse


Wiedensahl 6. Juni 1880.


Liebe Frau Heße!

Über meinen Sommerplan bin ich ziemlich im Unklaren. Eine Arbeit, die von rechtswegen gar nicht so viel Zeit verdiente, mit der aber seither zwischen hier und München allerlei verdrießliche und erfolglose Experimente gemacht sind, wird mich noch eine Zeitlang in Anspruch nehmen. Der Neffe Hermann, dem's sonst gut geht, sitzt in Göttingen fest. Adolf und Otto sollen dies Jahr mal in den Ferien bei Muttern bleiben. Bruder Hermann in Celle wird ein paar Wochen Strohwittwer sein und bedürfte dann eines geselligen Trostes. Bruder Gustav in Wolfenbüttel würd ich am paßendsten dann auch besuchen. Außerdem möcht' ich natürlich gern da sein, wo meine lieben Heßens sind. Wie ich mich hier auf die angenehmste Art zwischen durch schlängele, ist mir noch nicht recht klar. Jedenfalls hoffe ich Sie während Ihres Landaufenthaltes, falls Sie nicht unerschwinglich weit weg gehen, wär's auch nur auf einige Tage, zu sehen. – Von Frau L. erhielt ich heut unerwartet ein paar liebenswürdige Zeilen, daß sie am 3ten Juli nach Borkum geht. Ich werde erwidern müßen, daß es mir leid thut, sie dort nicht sehen zu können. – Also, meine liebe Frau Heße, schreiben Sie mir auf jeden Fall, wo Sie hingehen, damit ich mal nachschauen kann, ob es Ihnen Allen so gut geht, wie es von Herzen wünscht

Ihr

Wilhelm Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 208-209.
Lizenz: