503. An Henriette Eller

[215] 503. An Henriette Eller


Wiedensahl d. 27. Dec. 1880.


Meine liebe Frau Eller!

Nach der fast langweiligen Hartnäckigkeit, mit welcher uns der Wettermacher seit Wochen durch Wind und Regen zu ärgern versucht, fiel gestern der erste Schnee, so daß hoffentlich die Bauernregel: »Zu Weihnacht getanzt im Schnee, zu Ostern Frost im Zeh«, sich nur gelinde bestätigen wird. Jeder Zaunpfahl, jeder Halm, jedes Zweiglein am Baum hat sein weiß Pelzkapperl auf – und die Neffen sind auch da – und so wären denn unter Kuchen-, Wachs- und Äpfelgeruch auch diese Feiertage mal wieder in die Rumpelkammer der Vergangenheit geschoben.

Die »Meditationen« des heil. Augustinus in altniederländischer Übersetzung, womit Sie mich so freundlich überrascht, laß ich versuchsweise heften; gelingt's nicht, dann probiren wir's mit dem bewährten Kleistertopf im Färbergraben. Die »Bekenntniße« bracht ich nicht, weil der Einband abscheulich; das muß erst anders werden. – An Fräulein Marie derweil meinen Dank für ihren Brief. Ich laße sie, wie auch Levi, recht schön grüßen.

Leben Sie recht wohl, verehrteste Frau Eller; und möge Ihnen im neuen Jahr all das Gute und Gescheidte paßiren, was nur irgend für sich selber wünschen kann

Ihr Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 215.
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