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[218] 513. An Otto Bassermann
Wiedensahl 17. März 81.
Lieber Baßermann!
Schüttelfrost, Appetit- und Schlaflosigkeit hatten mich recht elend gemacht. Seit vorgestern ist es aber beßer, und ich gehe bei dem guten Wetter wieder hinaus. Vielleicht ist eine Luftveränderung günstig. Ich denke, daß ich in einigen Tagen doch reisen kann.
Dein Wilhelm.
Die Geldangelegenheit mit meinem Bruder, von der ich geschrieben, ist bereits erledigt.
Deinen Brief erhalte ich soeben. Mündlich das Weitere.
Herzl. Gruß!
Am 22. März fuhr Busch nach München, obwohl er sich nicht gesund fühlte. Hauptanlaß zu der Reise waren dringend nötige Gespräche mit dem Verleger Otto Bassermann. Außerdem hoffte Busch auf Gelegenheit zu ungestörter künstlerischer Arbeit in dem Atelier, das in der Karlstraße 36 nach wie vor für ihn bereitstand. – Von den Freunden aus dem Kreis der Allotria erwartete ihn am dringlichsten Hermann Levi (s. Anm. zu 501) als geduldig-bereitwilligen Beichtvater in Fragen, die nur ein in der christlichen Ethik beheimateter Diskussionspartner beantworten konnte. Die Gespräche, die auch einen möglichen Konfessionswechsel Levis zum christlichen Glauben umkreisten (s. 524), wurden später (s. 560) brieflich fortgesetzt. – Aber auch die übrigen Freunde, vor allem Lorenz Gedon, der Busch dann sogar in Wiedensahl aufsuchte (519, 520), ferner Lenbach und Kaulbach rechneten auf ihn und gaben sich redliche Mühe, Busch aus einer – wie sie meinten – drohenden »Versimpelung« wenigstens zeitweise herauszuziehen. Doch Buschs Münchener Tage standen unter keinem guten Stern. Schon damals nahm das Verhältnis zum Verleger Bassermann gespannte Formen an. Busch, an einem kritischen Punkt seines Lebens angelangt, litt mehr als sonst unter Depressionen. Am 11. April 1881, dem Montag vor Ostern, störte er eine Vorführung hypnotischer Experimente im Künstlerhaus durch kritische Zwischenrufe. Beim anschließenden geselligen Beisammensein kam es sogar zu einer Szene. Am darauffolgenden Morgen verließ er München für immer.