531. An Otto Bassermann

[224] 531. An Otto Bassermann


Wiedensahl 20 Oct. 1881.


Lieber Baßermann!

Ich finde es nicht unbillig, daß du an den ältern Sachen mehr verdienen mögtest, nur wünsche ich, daß dazu von dem Reingewinn ein Prozentsatz ausgemacht wird, um welchen du dann künftig mehr erhieltest als ich. – Das Neue, voran ich arbeite, wächst sich langsam zu einem Kinderbüchlein aus. – Aber sonst? Ja, lieber Freund, ich bin alt geworden, und um wahr gegen dich zu sein: ich glaube zu den Büchern für große Leute kommt so bald nichts hinzu. – Du kennst meine Unbeholfenheit in Geschäftsangelegenheiten. Ich kann über diese »Gesammtausgabe« nicht in's Klare kommen. Wird das Publikum in dem bloßen Gesammtumschlage nicht bloß einen Deckmantel der Unwahrheit sehn? Oder soll man, der Gleichförmigkeit wegen das auf gutem Papier gedruckte vernichten, um es auf schlechtem neu zu drucken? Freilich ist dir der »Antonius« näher gerückt. Er wird gewiß noch gekauft, erfordert aber jedenfalls einen besondern Vertrieb, da er im größten Theile Deutschlands gründlich verboten ist. Müßen nicht vorkommenden Falls die mit ihm verbundenen Bücher sein Schicksal theilen? Ich stimme daher für das klein bei klein; das Frischere nach Bedarf billiger gemacht, das Mattere verglimmen gelaßen. – Meine Verhältniße sind ja nicht so brillant, daß ich viel riskiren könnte. Ich muß das Ersparte zusammenhalten, denn schon pochen allerlei Gebrechen an die Thür. Ich weiß, du wirst mir Recht geben.

Mit herzlichem Gruß

Dein Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 224.
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