537. An Margarethe Fehlow

[226] 537. An Margarethe Fehlow


Wiedensahl 12. Nov. 1881.


Schönsten Dank, liebes Gretchen, für das hübsche Vielliebchen; es gefällt mir sehr. Ich hab's auch gleich in Gebrauch genommen und soll's mich nun (als ob das nöthig wäre!!) noch drüberher recht oft an die schönen Sommertage erinnern, die wir so gemüthlich in dem guten, alten Wolfenbüttel verlebt haben.

Daß ich meinerseits die zwei Mandeln in einer Schale auch nicht vergaß, kann ich dir versichern. Da aber Damen auch in Kleinigkeiten lieber Beweise als Worte haben, so schreib ich wenigstens diese Epistel auf die Rückseite eines Buchhändlerbriefes, der als Urkunde gelten mag. Bekommt der Mann die Sachen, so soll er sie recht schön binden laßen; wo nicht – was anderes.

Ich war in letzter Zeit unwohl und, um mich zu zerstreun, einen Tag auf dem Forsthause. Die lieben Leutchen haben sich so winterlich eingesponnen, daß sie kaum so bald heraus gehen werden.

Der Neffe Hermann sitzt und schwitzt wieder in Göttingen. Meine Schwester ist verreist. – Ich rauche und schau durch das Fenster in die herbstlich nebelhafte Welt hinaus. – Wie lustig wars doch in Berlin! – Laß mal wieder was von dir hören. – Meine besten Grüße an deine Angehörigen, und sei selber, liebes Gretel, aufs herzlichste gegrüßt

Von deinem alten getreuen Onkel

Wilhelm Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 226.
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