558. An Marie Hesse

[232] 558. An Marie Hesse


Wiedensahl 16. Dec. 82.


Meine liebe Frau Heße!

Hoffentlich haben Sie sich gegen den barschen Winter recht schön warm und behaglich eingewickelt. Der heurige zeigt sich grimmiger, als der verfloßene. Wie in Watte verpackt, haben wir seither im hohen Schnee geseßen, aber auch beim wohl erwärmten grünen Kachelofen. Und wenn man dann so hinausblinzelt in die weiße, reinliche Welt und seine Dampfwolken vor sich hin kräuselt, dann scheint Einem die Einschachtelung[232] vergleichsweise doch auch nicht übel; man ist nur um so mehr geneigt, mit allen peinlichen Gedanken einen friedlichen Compromiß abzuschließen. (So lange, wie's dauert!) – Auf nächsten Sonnabend erwarten wir Hermann, Adolf und Otto. Ein wenig wird sich wohl schon in die Festfreude die betrübte Aussicht einmischen, daß Hermann nächste Ostern wahrscheinlich in die weite Welt hinaus muß und daher das drauf folgende Weihnachtsfest schwerlich bei Muttern feiern kann. – Die Sylvesterbowle denke ich hergebrachtermaßen auch diesmal wieder bei Bruder Gustav in Wolfenbüttel zu trinken.

Sie, denk ich mir, stecken jetzt voller Bescherungspläne für die zwei Kinderchen. Ich wünsche, daß Ihnen Alles zu Freude und Zufriedenheit wohl gerathen möge!

Mit den herzlichsten Grüßen Ihr ergebenster Freund

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 232-233.
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