573. An Marie Hesse

[238] 573. An Marie Hesse


[Wiedensahl 10. Aug. 83.]


[Sie bleiben also mit dem Gretel noch ein paar Wochen] dahint in den Bergen, meine liebe Frau Heße! Möchte Ihnen nur auch für die Zeit ein recht lustiges Spatzierwetter beschieden sein; ein schöneres, als wir hier haben; denn Regen und kühler Wind sind unser täglicher Umgang. Freilich für die Spätheuerndte soll dies ja sehr ersprießlich sein, und wohl dem, der in dieser Aussicht einen Trost findet. – Adolf und Otto, die ihre Rheinfahrt noch im Sonnenschein vollführt, sind befriedigt heimgekehrt und haben bereits wieder auf der Schulbank Platz genommen. – Mit Hermann macht ich ein paar kleine Ausflüge: Von Hameln per Kahn die Weser herab; nach dem Steinhuder See. – Dann zuletzt war ich in Wolfenbüttel und besah eine Ausstellung von alten Urkunden, woran schöne Siegel baumelten. – Den 19ten giebts Einquartierung nebst militärischem Spektakel auf der Haide. Da ich nichts davon verstehe, so will ich derweil meinen alten Onkel in Lüethorst besuchen – Hernach hoff ich dann wieder meine Ruh zu haben.

Hermann läßt Sie freundlich grüßen; er hat zum 1ten October eine Hauslehrerstelle in Raßdorf (Holstein) bei einem Grafen Rantzau angenommen. – Adieu! liebe Frau Heße! Behalten Sie in freundlicher Erinnerung Ihren ergebensten

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 238.
Lizenz: