|
668. An Friedrich August von Kaulbach
Wiedensahl 30. Nov. 86.
Deine letzten angenehmen Zeilen, lieber Fritze, erwischten mich, als ich in der Ebergötzener Mühle in der kleinen Stube auf der grünen Berschäre vor dem Morgenkaffee saß. War acht Tage bei meinem ältesten Freunde. Für den Duderstädter Pferdemarkt, den wir sonst miteinand zu besuchen pflegten, kam ich diesmal leider zu spät. So stieg ich denn nur wie gewöhnlich auf die nahen Anhöhen, um mal nachzusehn, ob's alte Dörflein noch so dalag. Fast unverändert lag's da auf beiden Seiten des Bachs an und zwischen den zwei Hügeln, wie ehedem. Aber wie hat dagegen das Verändernde die Bewohner verarbeitet. Die alten Wohlbekannten alle weg; die damals Jungen, darunter ich, jetzt alt und auch rücksichtslos so genannt, wie's denn auch wahr ist. Dahinter der junge Nachschub, bereit, seine Vordermänner bei paßender Gelegenheit in schwarze Kisten zu verpacken und in's Suterräng zu bringen. Es geht schnell, wenn man so umschaut. Man betrachtet mit Wehmuth das spielende Kindervolk, mit staunender Genugthuung sehr Alte, die es ausnahmsweise so lang ausgehalten, ohne schwach zu werden. – Wie geht Dir's denn? Ich denke mir, Du wirst nun schon, durch tägliches Handteln geübt, den gewichtigen Dirigentenstab wie spielend über den Häuptern Deiner Unterthanen schwingen.
Bitte, gieb bald mal wieder ein Bißel Nachricht Deinem getreuen
Wilh. Busch.