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[304] 743. An Hermann Nöldeke
Wiedensahl Sonntag [1. Juli 1888]
Deinen Brief, lieber Hermann, hab ich heut früh erhalten. – Seht nur zu, daß ihr für Mutter eine gute und gut gelegene Wohnung findet; das Mehr oder Weniger des Preises ist ja nicht ausschlaggebend. –
Unser großes Bürgerfest haben wir – wie ich höre – zur Zufriedenheit hinter uns. Nach gelindem Donner und mäßigem Regen, der aber den Zug nicht durchnäßte, war es schön kühl geworden. Zur Feier des zweiten Tages hat Fritz die Hecke geschoren. Im Garten wächst bei der Feuchtigkeit alles vorzüglich; nur die ersten Erbsen, welche in Folge der Dürre bis zur Hälfte des Leibes gelb geworden, werden sich wohl nicht recht mehr ermuntern. Das Barometer steigt langsam, und ich denke, es wird nun mal eine zeitlang Sommer.
Unser Haushalt geht unter Lenchens und Frau Nickels Führung den Umständen gemäß zu meiner Zufriedenheit von Statten. Beide laßen wieder grüßen. – Docters Lida bestellte durch Lenchen Grüße aus Bückeburg.
Mit den herzlichsten Grüßen an Mutter, Marie und dich dein getr. Onkel
Wilhelm.