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[312] 768. An Otto Nöldeke
Wiedensahl 21. Febr. 89
Lieber Otto!
Auf deinen Brief, den ich heut früh erhielt, will ich Dir nur gleich erwidern, daß wir mit der Erledigung deiner Militarfragen sehr zufrieden sind. Du kannst doch nun ungestört in's nächste Semester gehn. – Die 75 Mk. verwende nur zum Theil für deine Reise, den Rest zu Bücherankäufen, die demnächst doch wohl nöthig sein werden. – In Hattorf wars trotz, ja wegen, des Schneegestöbers, recht gemüthlich. Hermann plante schon eifrig, in Erwartung des nahenden Frühlings, eine verbeßerte Anlage von Kern= und Beerenobst besonders im Gärtchen zunächst dem Hause. Stachel= und Johannisbeerwein stehen in Aussicht. – Adolf sah ich bei meiner Abreise in Northeim noch flüchtig; sein Zug wartete schon, meiner war vor dem Einlaufen; im Zuge nach Nordhausen saßen schon die Leipziger, die ich also nur von weitem begrüßen konnte. – Hier daheim saßen wir dann des längeren von Schnee umhüllt; nach Thauwetter und etwas Regen hat's in vergangener Nacht wieder ein Bißel gefroren; heut früh schien die Sonne aus allen Löchern; Karl und Anna fuhren zu Mittag ab; eben zog wieder ein neckisches Schneeschauer vorüber.
Bei deiner Fahrt von Schwerin hierher setz ich voraus, daß du in Celle vorkehrst. Vielleicht hole ich dich dort ab (in Celle nämlich) und bitte dich deshalb, mir seinerzeit mitzutheilen, wann du etwa hinkommen willst. Die Staare sind zum Theil schon seit über acht Tagen wieder da. Ich hänge noch 2 neue Kasten in den Kastanienbaum.
An Geheimrath Warnecke und Friederich meinen Gruß! Wir alle von hier grüßen dich herzlich!
Dein getr. Onkel Wilhelm