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[318] 783. An Hermann Nöldeke
Wiedensahl 31. Jan. [1890]
Lieber Hermann!
Bei einer alten Büchse, die schon Generationen erlebt, könnte ja wohl unter der Hand irgend ein Pfiff bekannt sein, um sie zu öffnen; es könnte auch das Geld vermittelst einer mit Klebstoff versehenen Gänsefeder oben heraus geangelt werden; vielleicht ist aber auch ein wirklicher Nachschlüßel vorhanden. Geht die Sache schnell und leicht, dann wäre die That in der Kirche möglich, ja sogar unterwegs. Ich fürchte aber, der Hausdiebstahl hat die Wahrscheinlichkeit für sich; bei Tage und bei Nacht. Um möglichst bald dahinter zu kommen müßtest du täglich nachsehn; ein größeres Geldstück zeichnen; vielleicht, um sofort zu sehn, ob die Büchse aufgemacht, irgendwie ein ganz kleines Korkstückchen fest einklemmen, was beim Öffnen unbemerkt heraus springen muß. Eine Untersuchung des Verdächtigen unmittelbar nach der That müßte eben möglich sein, wenn nicht eine Überraschung bei geöffnet er Büchse. Es ist ein furchtbarer Verdacht, aber umsomehr muß die Wahrheit ermittelt werden. Wie dich der Fall schmerzlich beunruhigt, lieber Hermann, kann ich dir lebhaft nachfühlen.
Mutter ist trotz des denkbar schlechtesten Wetters ganz gut in B. angekommen.
Adolf schrieb Sonntag, daß sie den Herrn Major glücklich überstanden hätten.
Wir hatten hier nach der letzten Stürmerei gestern etwas Schnee und Sonnenschein bei mäßiger Kälte; heute schneit's stärker. Ich war lange fast gar nicht draußen. Nun möcht ich Sonnabend mal nach Celle, bis Dienstag, denk ich.
Fräulein Kather läßt wieder eine Sendung Butter an Euch abgehen; 81/2 à 75 .
Unsere Grippepatienten im Dorf sind, höre ich, alle wieder auf Beßerung.
Lebt wohl und seid herzlich gegrüßt (auch von Frl. K. und Frau N.)!
Dein getr. Onkel
W.
Gieb mir, bitte, demnächst mal Nachricht.