786. An Else Meyer

[319] 786. An Else Meyer


Wiedensahl 24. Febr. 90.


Für deinen guten Brief, liebe Else, sei bestens bedankt. Frostleidend bist du also zum Glück mal heuer nur ganz mäßig. Du hast ja auch dort, wie ich meine gehört zu haben, ein ganz unfehlbares Mittel dagegen; besonders unfehlbar, denk ich, in einem Winter, wo's nicht friert, wie in diesem. Von Tante höre ich auch, daß ihr sehr behaglich wohnen thut. Das hätte mich fast traurig gemacht; denn – dacht ich – jetzt werden sich Meyers die Umzugsfreude wohl noch ein Weilchen versagen müßen. Hermann in Celle, den ich neulich besuchte, schien nicht so vergnügungssüchtig. Sie hörten es gar nicht gern, daß das Haus, wo sie eben hineingezogen, verkauft sei, und daß sie also bald wieder raus müßten. Nun schreibt er mir aber befriedigt, sie könnten doch wohnen bleiben. – Übermorgen will ich mal nach Wolfenbüttel fahren, um die Batterie zu inspiciren. Neulich der Major, jetzt ich, dann kommt der Herr Oberst. An der Plage sitzt kein Ende.

Hier in Wiedensahl hat es sich sehr verändert. Nämlich um die Kule vor dem Hause nach Denkers Seite zu ist von gemeindewegen ein neues Stakett ge macht, schön krumm und schief. Da wirst du staunen, wenn du mal wieder kommst.

Leb wohl, liebe Else! Und seid alle mitsammen recht herzlich gegrüßt von

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 319.
Lizenz: