81. An Johanne Busch

[60] 81. An Johanne Busch


Frankfurt d. 13 Dec. 70.


Liebe Johanne!

Eben war ein Topf voll frischem Gänseschmalz von der guten Frau Nachbarinn angekommen und mit Freudigkeit besichtigt und berochen worden, als der Postbote hereintrat und das Packet brachte, von dem mir mein ahnungsvolles Gemüth sogleich voraus sagte, daß es Brod enthalten müße. Sofort wurde die Rinde mit Salz und Schmalz in Angriff genommen; jetzt gehts an die Krume, die mir auch nicht schlecht schmeckt und noch beßer schmecken würde, wenn Du nicht den hinkenden Boten hinterher geschickt hättest, der mir sagte, das Brod wäre nicht zu genießen. Aber das hilft alles nichts! Gegeßen wird's! Wir sind hier nicht solche Leckermäuler und Feinschmecker, wie Ihr in Wiedensahl.

Euer französisches Pferd hat Otto und mir auch aus der Ferne viel Vergnügen gemacht. Ich denke, Adolf hat einen guten Kauf gemacht, und wenn's wieder Sommer ist, so will ich's auch mal genau besehen und zuhören, ob's noch französisch versteht, oder ob's von Heinrich preußisch gelernt hat.[60]

Otto's Taback ist richtig angekommen. Das Probehemd schicke ich die nächsten Tage zurück; ich glaube, das Queder wird unter der Kehle etwas zu breit sein; wenn das Kinn drauf stößt, so klappt es nach vorne über. Ich will Dir einen Kragen mitschicken.

Vielen Dank und herzliche Grüße von Deinem getr. Schwager

Wilhelm.


Ich will dem Hemdkragen hier paßend machen laßen und dir dann das Hemd zuschicken.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 60-61.
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