823. An Hermann Levi

[334] 823. An Hermann Levi


Wiedensahl Aug. 1891.


Für deine guten Worte, lieber Levi, über's kleine Büchlein, das ich letzthin geschrieben, und vor allem für die freundliche Einladung in's musikalische Zentrum dieser Welt habe herzlichen Dank!

Mit Bewunderung aus der Ferne betrachte ich das mächtige Reich daselbst; ich verehre die Fürstin; ich liebe den Generalfeldmarschal – indeßen – du kennst mich Laubfrosch. So heimlich für sich, versteckt im Laub, da quackt er sein Stücklein und erhascht sich sein Mücklein und dankt Gott, daß es ihm gut geht so leidlich (was ja immer noch mehr ist, als er verdient) und[334] daß er so brav hupfen kann (besonders in Gedanken); und dann klettert er mal höchstens auf den Gartenzaun und sieht die Vöglein fliegen, weit, weit, bis nach Bayreuth, und, hupps, ist er schon wieder drunten.

Also kommst du wirklich nicht nach Norden, um in der See zu plätschern und im Sande zu krabbeln, wie sonst. Ich hoffte drauf, so sicher. Doch darf ich nicht grollen darob; beweist mir's doch, daß du gesund bist und dergleichen nicht nöthig hast dies Jahr. Gehab dich wohl!

Meinen ergebensten Gruß an Frau Wagner!

Stets dein getreuer

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 334-335.
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