827. An Johanna Keßler

827. An Johanna Keßler


Wiedensahl 22. Aug. 91.


Was Sie mir andeuten, liebste Tante, über die Lebenserfahrungen des guten Kindes, dem ich immer das Beste gewünscht, hat mich tief betrübt. Mög's ihr nun fernerhin wohlergehn!

Eine Ruhe, im Sinn der Verholzung, besitz ich noch nicht. Ich hab nur sagen gewollt, daß ich mich fein still auf dem Platz halte, der mir zugewiesen, und von da aus in angemeßener Bescheidenheit mit einer, so zu sagen, mehr unparteiischen Heiterkeit diese Welt betrachte, als ehedem.

Für einen Wink von befreundeter Hand bin ich nicht blind geworden; nur folg ich nicht gern an Orte, wo mich eine erweiterte Geselligkeit zu erwarten scheint, für die ich nicht brauchbar bin.

Zu Ende des Monats denk ich mit Lenbach auf einige Tage nach Holland zu gehn.

Mit den herzlichsten Grüßen, auch an Nanda und Letty, Ihr alter

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 336.
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