840. An Johanna Keßler

[340] 840. An Johanna Keßler


Wiedensahl 22. Nov. 91.


Alles, liebste Tante, als ich gestern von Ihnen wegfuhr, lag in Regen und Nebel; vergebens spähte ich aus nach der Ginheimer Höhe; und dann dacht ich daran, wie gut ich's doch gehabt die vier Wochen, die so schnell entwischten, bei Ihnen, wie sanft und liebevoll ich behandelt wurde, viel beßer, als ich jemals erwarten durfte. Und so soll's noch wieder mal sein. Ich hoff's. Und Niemand und Nichts soll's verhindern. – Freilich! Die paar Minuten, die ich voraussichtlich noch oberhalb der Erdkruste bin, sind bald verfloßen.

So hinter Gießen aß ich das gute Brödchen mit Wurst und dann eine der saftigen Birnen, die die Letty so sauber verpackt hatte. (Danke!)

In Stadthagen fand ich den Wagen mit den zwei Schimmelchen davor. Kam um 9 Uhr zu Haus an. Meine liebe gute Schwester war bereits am Tage zuvor wieder heimgekehrt.

Hier auch alles Nebel und Nebel, und Typhus ringsum.

Mit den herzlichsten Grüßen an Sie und die Letty und all die Ihrigen, liebste Tante,

Ihr getreuer Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 340.
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