978. An Erich Bachmann

[37] 978. An Erich Bachmann


Wiedensahl Dienstag [2. Oktober 1894]


Lieber Erich!

Ich wollte gern mal hören, wie es dir und deinen Kindern geht.

Neulich war ich eine Woche in Hattorf. An einem der zwei leidlich schönen Tage ging ich auch mal auf den Rothenberg und sah nach Ebergötzen hinüber, das kaum sichtbar im Dufte der Ferne lag. Hätt ich nicht jeden Augenblick Nachricht von Lenbach erwartet, mit dem ich mal wieder einen weiteren Ausflug zu machen gedachte, so wär ich von Gieboldehausen aus auf ein paar Stunden zu dir hinüber gefahren. Übrigens nahm ich auch an, daß ihr bei der späten Erndte noch in voller Unruhe und Arbeit stecktet; und so wird's wohl gewesen sein. – Also im Winter vielleicht, still gemüthlich beim warmen Ofen. –

Mein Neffe Otto ist gestern vor acht Tagen in Hannover ordinirt, am Sonnabend mit seiner Mutter von hier abgereist, wird nächsten Sonntag in Hunteburg eingeführt, und nächsten Dienstag soll in Münster die Hochzeit sein, wobei aber nur die Eltern und die Geschwister zugegen sein werden.

Heut Nachmittag will mein Bruder Hermann kom men, auf wie lange, weiß ich nicht; vielleicht nur auf ein Retourbillet.

Es scheint zu guter Letzt noch gutes Wetter werden zu wollen. Der Wind hat sich nach Norden gedreht, die Luft ist klar und kühl. Für die Neubestellung und den Rest der Kartoffelerndte wär's den Landleuten zu wünschen.

Mit den herzlichsten Grüßen dein getreuer Freund

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 37.
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