[107] Rosaura, Estrella, Astolf.
ROSAURA im Hintergrunde; die beiden erblickend; für sich.
Dank dem Himmel, daß zum Ziele
meine bittern Unglücksfälle
jetzt gelangten; denn wer dies
siehet, kann vor nichts mehr beben.
ASTOLF.
Reißen will ich jenes Bildnis
aus der Brust, um Raum zu geben
deiner Schönheit holdem Bilde.
Weicht das Dunkel doch den Sternen,
wie die Sterne selbst der Sonne.
Schnell, es dir zu bringen, geh ich.
Beiseite.
O verzeihe mir, Rosaura!
diesen Unglimpf; denn Getrennte
halten keine beßre Treue,
wie die Frauen so die Männer.
Ab.
ROSAURA hervortretend, für sich.
Ich vernahm kein einzig Wort,
fürchtend, daß er mich bemerkte.[108]
ESTRELLA Rosauren erblickend.
Komm, Asträa.
ROSAURA.
Meine Fürstin!
ESTRELLA.
Ich bin froh, daß du es eben
warest, die hiehergekommen;
denn nur dir entdeck ich gerne
mein Geheimnis.
ROSAURA.
Dies gereicht
deiner Dienerin zur Ehre.
ESTRELLA.
Du gewannst, obwohl, Asträa,
ich seit kurzem erst dich kenne,
schon die Schlüssel meiner Neigung.
Drum, und weil ich so dich kenne,
wag ich nun dir zu vertrauen,
was ich oft mir selbst zu bergen
suchte.
ROSAURA.
Deine Sklavin bin ich.[110]
ESTRELLA.
Um mit kurzem dir's zu melden:
Prinz Astolf, mein Vetter (gnug ist's,
meinen Vetter ihn zu nennen;
denn gewisse Dinge lassen
sich nicht sagen als durch Denken),
wird sich bald mit mir verbinden,
wenn das Schicksal sich bequemet,
durch dies eine Glück allein
so viel Unglück zu ersetzen.
Mich verdroß, daß er am Tage
seiner Ankunft das Gemälde
einer Dame trug am Halse.
Als ich nun darüber scherzte,
ging er, höflich und galant,
es zu holen; doch mich setzt es
in Verwirrung, daß er nun
kommen wird, es mir zu geben.
Bleibe hier, und wenn er kommt,
sag, er mög es dir behänd'gen.
Weiter brauch ich nichts zu sagen;
du bist schön, du bist verständig,
und die Liebe kennst du wohl.
Ab.
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