17. Szene.

[124] Sigismund, Clotald, Diener, Clarin.


Sigismund, wie anfangs, mit Fellen bekleidet und gefesselt, liegt auf dem Boden und schläft.


CLOTALD.

Mag er hier sich wiederfinden!

Heut sei Ende wie Beginn

seines Stolzes.[124]

DIENER Sigismund fesselnd.

Wie vorhin

will ich seine Ketten binden.

CLARIN.

Möge nie dein Schlummer schwinden,

Sigismund! Dann siehst du nicht,

welch Verderben dich umflicht;

denn der Glanz, der dich umgeben,

war ein Schatten nur vom Leben,

einer Todesflamme Licht.

CLOTALD.

Einem so vernünft'gen Mann

muß man eine Wohnung schenken,

wo er in der Kunst zu denken

ungestört sich üben kann.


Zu den Dienern.


He, ihr Leute, packt ihn an!

Eilt, ihn in den Turm zu bringen.


Auf das nahe Verlies weisend.


CLARIN.

Warum mich?

CLOTALD.

Vor allen Dingen

sind Clarinen zu bewachen,[125]

wissen sie geheime Sachen,

daß sie nicht zu laut erklingen.

CLARIN.

Will ich denn vielleicht ans Leben

meines eignen Vaters? Nein!

Warf ich denn ins Meer hinein

jenen Ikarus, der eben

vom Altane mußte schweben?

Träum ich? Schlaf ich? Sagt, wozu

dort hinein?

CLOTALD.

Clarin bist du.

CLARIN.

Daß ihr Zinke denn mich nennt!

Solch ein schmählich Instrument

hält gewiß die Zung in Ruh.


Die Diener bringen ihn in den Turm.


Quelle:
Calderon de la Barca, Pedro: Das Leben ein Traum. Leipzig 1964, S. 124-126.
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