[138] Soldaten, Clarin.
ERSTER SOLDAT von außen.
Er ist hier in diesem Turme.
Auf, und sprengt die Tür des Kerkers;
alle dringt hinein!
CLARIN.
Mein Gott!
Wohl auf mich ist's abgesehen;
denn sie sagen, ich sei hier.
Was nur soll ich?
ERSTER SOLDAT von außen.
Rasch, Gesellen!
Viele Soldaten dringen herein.
ZWEITER SOLDAT.
Seht, er ist's!
CLARIN.
Er ist's nicht.
ALLE.
Herr!
CLARIN beiseite.
Sind sie wohl vom Wein benebelt?[139]
ERSTER SOLDAT.
Du bist unser rechter Fürst;
denn wir wollen und erkennen
nur den angestammten Herrn,
nicht den Fürsten aus der Fremde.
Laß uns deine Füße küssen!
ALLE.
Unser großer Fürst soll leben!
CLARIN beiseite.
Nun, bei Gott, sie machen Ernst.
Ist es Brauch in dieser Gegend,
daß sie täglich sich zum Fürsten
einen ausersehn, und stecken
dann ihn in den Turm? Gewiß,
denn noch konnt ich's täglich sehen.
Nun, die Rolle nehmen muß ich.
ALLE.
Gönn uns deine Füße!
CLARIN.
Schwerlich,
denn ich brauche sie ja selbst.
Und mit einem Fürsten ständ es
traurig, wär er ohne Füße.[140]
ZWEITER SOLDAT.
Alle, die wir sind, erklärten
deinem Vater, daß wir keinen
außer dir als Herrn erkennen;
nicht Astolfen.
CLARIN.
Meinen Vater
respektiertet ihr so wenig?
Ihr seid einer wie der andre.
ERSTER SOLDAT.
Treue war es unsrer Herzen.
CLARIN.
War es Treue, so verzeih ich.
ZWEITER SOLDAT.
Komm, dein Reich dir herzustellen,
lebe, Sigismund!
ALLE.
Leb hoch!
CLARIN beiseite.
Sagt er Sigismund? Noch besser!
Sigismund, so heißen alle
nachgemachte Prinzen, denk ich.
Ausgewählte Ausgaben von
Das Leben ein Traum
|
Buchempfehlung
Nach zwanzig Jahren Krieg mit Sparta treten die Athenerinnen unter Frührung Lysistrates in den sexuellen Generalstreik, um ihre kriegswütigen Männer endlich zur Räson bringen. Als Lampito die Damen von Sparta zu ebensolcher Verweigerung bringen kann, geht der Plan schließlich auf.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro