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Totenklage

[227] Windbraut tobet unverdrossen,

Eule schreiet in den Klippen, –

Weh! euch hat der Tod geschlossen,

Blaue Augen, ros'ge Lippen!
[227]

Eule schreiet in den Klippen,

Grausig sich die Schatten senken –

Blaue Augen, ros'ge Lippen!

Hin mein Lieben, hin mein Denken!


Grausig sich die Schatten senken,

Regen strömt in kalten Schauern. –

Hin mein Lieben, hin mein Denken!

Weinen muß ich stets und trauern.


Regen strömt in kalten Schauern.

Ziehn die Wolken wohl vorüber? –

Weinen muß ich stets und trauern,

Und mein Blick wird trüb und trüber.


Ziehn die Wolken wohl vorüber,

Strahlt ein Stern in ew'gem Lichte. –

Ach! mein Blick wird trüb und trüber,

Bis ich ihn nach oben richte.


Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 227-228.
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