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[181] Sie


Bestreut mit Eichenlaub die Bahre dort – –

O meine Kinder! so wird hergetragen,

Der unser Vater war und unser Hort,

Sein Herz hat ausgeschlagen.


Heb auf das Tuch, du bist sein einz'ger Sohn,

Dem Sohne wird die Wunde dieses Helden,

Was Mannestugend sei, und was ihr Lohn,

Gar unvergeßlich melden.


Des Namens Erbe, den er sich erwarb,

Sollst trachten du dereinst nach gleichem Adel,

Und sterben, muß es sein, so wie er starb,

Stets ohne Furcht und Tadel.


Du, Auge meiner Freude, fielest zu,

Dich, süßer Mund, erschließet nicht mein Sehnen, –

Ja, weine, meine Tochter, weine du,

Ich habe keine Tränen.


Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 181.
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