[768] Tante Adele hat ihren Morgenspaziergang gemacht und ist dabei auch an das Land gekommen, auf dem der Schiermoser Frühkartoffeln ausackert.
In den tiefen Furchen, die der Pflug schneidet, raufen sich Stare und Raben um die Engerlinge und Würmer.
Langsam lenkt der Schiermoser den Ochsen, und sein Wühst und Hott hallt weithin über die Flur.
Fräulein Adele steht betrachtend am oberen Rande des[768] Ackers und wartet, bis der Bauer in ihre Nähe kommt. Dann beginnt die folgende Unterhaltung:
»Jetzt wirst es bald haben, Schiermoser?«
»Ja, jetz wer i 's bald habn«, erwidert der Bauer.
»Zwoa Biefel hast no, gell?«
»Ja, zwoa hans no.«
»Hast a no alleweil hübsch viel Arbeit in deine alten Tag,
gell?«
»No ja. Freili wohl.«
»Werst froh sein, balst amal ausrasten kannst.«
»Ja. Scho. Aber da is noch weit hin, wähn i.«
»Mei, wenn amal der Franz heirat'...«
»Wenn er amal ...«
»Daß 's net sein kunnt, Schiermoser! Mittendrin amal!«
Der Bauer lacht schier mitleidig.
»Da siecht ma 's wieder!« sagt er. »A so reden halt d' Stadtleut. Weil die koan Begriff net ham, wia daß ma bei uns heraußt heirat.«
Fräulein Adele ist verwundert.
»Wia werd nachher bei enk heraußt gheirat't? Da wirds halt aa a so gehn, daß'n Buam oane gfallt, und daß er sagt: Die möcht i!«
»Naa, ganz gwiß net!« erwidert ihr der Schiermoser. »Denn so an Lackl gfallet gar oft oane, die mir gar nia gfalln kunnt als Schwieger.«
»Aha!« sagt Adele. »Dees versteh i scho. Wenn er aber jetzt oane bracht, die dir selber recht guat gfalln tat ... sagn mir amal ... oane wia zum Beispiel ... unser Roserl?...«
Den Schiermoser reißt es schier herum.
Aber ein Bauer läßt sich nicht gern in die Karten schauen.
Besonders nicht, wenn es so heikle Dinge betrifft, wie das, was die Stadtmadam da eben fragt!
»Mei, dees konn ma net so für gwiß sagn«, meint er, »ob[769] er grad a solcherne bringt oder a anderne ... He! Teife, bollischer! Gehst net umme da, auf dein Platz, wost hinghörst!... Dees hat no Zeit, moan i! Jetzt soll er zerscht amal arbatn, der Bua! – Hüa, Alter! Wühst eina, sag i! Wühst!«
Und während er eine neue Furche umackert, sagt er halblaut für sich hin: »Wirst es derwarten kinna. Dees muaß er mir scho selber sagn, der Tropf! Sinst is mir oane vom Straßler oder vom Reisertaler aa net unrecht. Wenn i mi jetzt glei dro gwohnt hab an dees Luadermadl!«...
Tante Adele aber ist nicht unzufrieden mit sich selber. Wenigstens hat sie so viel erfahren, daß keine andere als Schiermoserin vorbestimmt ist.
Und daß ihm Rosalie nicht gerade zuwider ist, dem Bauern – dieses zu wissen ist ihr genug!
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Madam Bäurin
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