Der Bildlmacher

[373] Fand mich also der zwanzigst Oktober des Jahres eintausendachthundertzwei, der Tag vor dem Kirchweihfest, auf der Landstraße, die über Trach und Stauden nach Geitau führt.

Rings um mich erhoben sich die Berg, und drüberhalb dem Wasser, was die Leizach gewesen, stand der Wendelstein, der Birkenstein und Fischbachau.

Besann mich eine Weil, ob ich noch einmal sollt hinaufsteigen und unserer lieben Frau mit dem Kindl einen Grüß Gott sagen; doch dacht ich, daß sie es mir gewißlich nicht weiter nachtragt, wenn ich, ohne solches zu vollbringen, auf meinem Weg weiterlief.

Also trabte ich weiter und sagte dabei laut für mich hin:


»Sei gegrüßt am Gnadenthron

Muetter Gottes hochgeehrt![373]

Vor dir und deinem liebsten Sohn

Lieg ich flehend ob der Erd.

Hör mein Seufzen und mein Bitt:

Muetter, ach verlaß mich nit!


Sieh, in dieser Not ich stecke,

Schrei um Hilf mit ach und weh,

Zu dir meine Händ aufrecke:

Muetter Gottes, mir beisteh!

Dein göttlichs Kindl für mich bitt,

Muetter, ach verlaß mich nit!«


Gedacht auch dabei der seligen Weidhoferin, meiner liebsten Ziehmutter, die mir dies Gebet einstmals angelernt und gar oft vorgebetet hatte; und es dünkte mich gar schwer, zu bedenken, daß ich sie nun samt dem Ziehvater in Ewigkeit nimmer sollt wiedersehen. Denn was die Menschen von der Auferstehung des Fleisches sagten, schien mir so furchtbarlich, daß ichs nicht glauben konnt oder wollt.

Wurd auch wieder an das schreckliche End des langen Ambros gemahnt und ging also in trüben Gedanken meinen Weg dahin, immer dem Lauf des Wassers entgegen, vorbei an einschichtigen Bauernhöfen und Mühlen; aß auch von meinem Brot und kam endlich gegen Mittag, da man gerad zum Essen läutete, nach Geitau.

Daselbst lud ich mich bei einem guten Bauern zu Tisch, ließ es mir auch gefallen, daß man mir die Taschen mit Kirchweihkräpflein vollstopfte, bedankt mich wohl und ging darnach wieder weiter in Gottesnamen, durch ein breites Tal, immer dem Weg nach, der mich endlich zu einem gar schönen und lieblichen Ort führte, daselbst es mich gelüstet, etliche Zeit zu verweilen.

War schon herzlich müd und abgeschlagen und wusch mir[374] zum allerersten in dem klaren Bach die Füß, das Gesicht und die Händ, auch meine weißen Feststrümpf, die ich als einzigs Paar seit der traurigen Hochzeitsnacht bei mir trug. In solcher Arbeit fand mich ein alts, bärtigs Männlein, das ein wunderlichs, hölzerns Gestell in der einen Hand hielt und ein gemalts Bild in der andern, darauf das Tal und die Berg, darin ich mich befand, samt dem Dörflein Bayrischzell getreulich abkonterfeit und dargestellt waren.

»Ei tausad tausad!« rief der Alt; »mußt wohl deine Kirtastrümpf no gschwinds waschen, ehvorst auf 'n Tanzboden gehst damit!«

Verlegen sah ich mich um und sagte: »Grüaß Good.«

»Ja, grüaß di Good aa«, erwiderte er lächelnd; »ghörst du auf Boarischzell?«

»Nein«, sagte ich; »i bin drüberhalb die Berg her. Bin auf der Wanderschaft.«

»Ei tausad tausad!« rief da das Männlein wieder aus; »no so kloa und haderig, und scho auf d' Wanderschaft gehn! – Wie nur grad a Vata so epps zuagebn kann!«

Da sagt ich ihm, daß ich ja keinen mehr hätt, daß ich überhaupts niemand hätt und halt schauen müßt, wie ich fortkäm in der Welt. Erzählte ihm also alles, was ich leichtlich sagen konnte, ohne was Geheims bekennen zu müssen; dabei aber doch dem guten Alten die Augen übergingen. Hatte gar ein herzlichs Mitleiden mit mir und sagte zu guter Letzt: »Wirst wohl kaum schon ein Orts zum Schlafen fürgsprochen haben, denk ich; kannst also mit mir gehen, wenn d' magst. Hab schon eine Schaw Stroh zum Drauflegen und ein Haferl zum Einbrocken; ein Löffel zum Ausessen wird sich nachher schon noch finden!«

»Den kann i mir ja selber schneiden!« rief ich voller Freuden; »und wann 's Ös aa no a paar brauchts, nachher schneid i Enk gern aa no a paar! Und ein Rahmerl um dös Bildl da!«[375]

Ging also mit fröhlichem Herzen mit und dachte, daß ich schon weiterfinden würd mit der Hilf Gottes; nahm dem Alten sein Gestell ab und trugs ihm nach, bis er abseits vom Ort an eine gar wunderliche Hütten kam und mich hineinführte als seinen Gast.

Machte wohl große Augen, da ich über die Schwelle dieses Häusleins trat! Es hatte mir zwar schon von außen gar seltsam gedeucht mit seinem niedern Strohdach, darauf allerhand alte Gewandstücke, ein zierlichs, eiserns Gartengitter und ein rostigs Wirthausschild lagen; doch kann ichs kaum beschreiben, wie mir wurd, als ich mich plötzlich, statt im Hausflöz, in einem winzigen Stall befand, darin drei weiße Geißen lagen und dem Alten sogleich zumeckerten.

Indem ich aber noch gaffte und staunt, öffnete der alt Vater eine niedere, mit einer Landschaft bemalte Tür und sagte:

»Tritt eina in mei Klausn, Büabl, und sei gern da!«

Folgte ihm also und trat ein in ein wundersams Stüblein, darinnen alle Wänd mit Bildern behangen, die Fensterscheiben mit Tierköpfen bemalt und die Gesimse mit allerhand Farbtöpfen vollgestellt waren.

In einer Ecke stand ein grüner Sesselofen, dessen Rohr gleich durch die Mauer ins Freie ging; daneben war eine Bank und davor ein wurmstichiger Tisch, auf dem ein hölzerner Teller mit Käs, ein Schmalzhäflein, etliche Pinsel und Farbtiegel sowie ein angeschnittener Brotlaib lagen und standen.

In einem Kasten, dessen ausgehängte Tür, mit dem Bild unserer lieben Frau vom Birkenstein bemalt, über einer kleinen Anricht hing, waren etliche altmodische Gewänder aufgehängt, und in einem Fach desselben lagen ein paar Wäschestück, ein dickes Buch und eine Flasche, darin das Leiden Christi in seinen Werkzeugen bildlich dargestellt und geheimnisvoll verschlossen war.[376]

Inmitten der Stube aber stand eine Hühnerleiter, die zu einem hölzernen Verschlag emporführte, daraus lautes Gackern und Girren scholl, und eine Luke unter der Ofenbank stand als Ein- und Ausgang für die Hennen offen.

Über dem Ofen hingen an einer Stange etliche Tücher oder Hadern, eine eiserne und eine kupferne Pfanne und die Sichel.

Mein Maul stand noch offen vor Verwunderung, als der Alte abermals eine Tür aufsperrte und mir das Schlafgemach wies, darin ein Strohsack auf dem Boden lag mit einem Kissen und einer rauhen Decke. Eine alte Truhe und ein irdener Wasserkrug standen neben dieser Lagerstatt, und zwei Weidlinge voll Milch waren am Fensterbrett aufgesetzt.

Auch hier hingen vielerlei Bilder an den Wänden, die alle die Gegend vorstellten: bald im Sommer, bald im Winter, bald bei blauem Himmel, bald mit schwarzen Wetterwolken oder leuchtendem Abendrot. Manchmal tummelte sich auch eine Viehherde auf dem Bild, und ein Bauer kniete mit gefalteten Händen dabei, während in den Wolken die Jungfrau mit dem Kind thronte; oder eine Familie mit sieben, acht und noch mehr Kindern lag inmitten der Landschaft, dem Geschlecht und Alter nach ordentlich in zwei Reihen geschlichtet, auf den Knien und blickte andächtig gen Himmel, wo die Birkensteiner Mutter Gottes in einem leuchtend gelben Strahlenkranz schwebte.

Mochten wohl leichtlich an die fünfzig Bildertafeln herumhängen in dieser Kammer; lagen auch auf dem Boden noch etliche Stöß in jeglicher Art und Größe. Hinten in der Ecke aber war ein großer Haufen Heu aufgeschichtet als Winterfutter für die Geißen; ein Sack mit Mehl und eine Kiste mit Kleie standen daneben samt einem Körblein voll Eier. »Jetzt mußt d' dir halt eine Gruben ins Heu machen als[377] Liegerstatt«, meinte der alt Vater, als ich lang genug alles beschaut und betrachtet hatte; »ich gib dir dann auch noch ein Leilachen dazu und mein Schafpelz als Zudeck, daß di nit friert. – Und jetz wolln mir nachher einmal z'allererst epps zu der Nacht essen!«

Nahm also einen Weidling Milch und trug ihn hinaus in die Stube, holte Reisig und machte ein lustigs Feuer in den Ofen, darauf er dann die kupferne Pfann mit der Milch stellte; darnach ging er hinaus hinter die Hütte, wo ein kleiner Röhrlbrunnen stand, holte in einem Schäfflein Wasser und schöpfte die eiserne Pfann damit voll. »So, das gibt unser Kaffeesupperl«, sagte er; »jetz muß i no gschwinds meine Goaßln und 'n Hennan dös eahna gebn, nachher koch ma unsern Kaffee, und nach 'n Essen muß i melchan.«

Mir war gar wohl bei diesem Mann; und da er mir nun seine Arbeit so hersagte, dachte ich; kannst ihm doch leichtlich was abnehmen!

Half ihm also beim Streubreiten und beim Füttern, nahm ihm auch gleich das Melken ab, dabei sich die Geißen so still hielten, als hätt ich sie schon ihr Lebtag immer gemolken.

Der Alte lachte still und zufrieden und gab mir noch allerhand Befehle und Weisungen, doch nicht wie ein Bauer, vielmehr wie ein guter Vater.

Ich mußt also aus einem Schränklein, das in die Wand gemauert war und ein Bild mit dem Bergglühen als Türl hatte, zwei irdene Schüsseln langen und mir einen Löffel schneiden, was aber derweilen lang geschehen war, bis der Vater ein Häuflein gebrannte Eicheln und Zichorienwurz zwischen zwei flachen Steinen gemahlen und die Kaffeesuppe davon gekocht hatte.

Drauf mußte ich von einem Zuckerhut etliche Brocken abklopfen und in Stücklein zwicken, indes der Vater eine[378] Latern aus der Anricht holte, ein Stümplein Licht hineinsteckte und am Herdfeuer anbrannte.

Nun zog ich meine Kirchweihkräpflein aus den Taschen und teilte sie mit dem Hausvater in Redlichkeit.

Setzten uns also zum Tisch und aßen mit ruhigem Herzen. Hat mir gar wohl geschmeckt in dieser Hütten; gewißlich besser, wie dem großen Napoleon seine köstlichsten Mahlzeiten!

Der Alte hatte ein großes Wohlgefallen an mir gefunden und meinte darnach, da wir in der Schlafkammer auf unserer Strohschütt lagen: »Jetzand wirst mi aber do nit schon wieder bald verlassen wollen! – Hab schon lang Weillang ghabt nach so 'm Schlafkameraden, wie du bist! – Grad alloa sein und sein Lebtag alloa sein is aa nix. A bißl a Freundschaft tut halt do not auf der Welt!«

Und so mußt ich ihm also versprechen, daß ich etliche Zeit bei ihm bleiben wolle. Tat es auch gern und willig, zumal mir das Leben in diesem geruhigen Häuslein bei dem wunderlichen alten Vater wohl gefiel. Der mochte leichtlich seine sechzig Jahr am Rucken haben und war klein und hager, schlohweiß an Haar und Bart und hatte das wetterbraune Gesicht voller Falten und Fältlein, die, wenn er lachte, gar lustig und freundlich aussahen. Zwinkerte schalkhaft mit seinen hellen Augen, wenn er was fragte oder erzählt', und konnt lachen, daß ihm die Tränen kamen.

Als der jüngste von vierzehn Geschwistern war er im Tirolerland geboren; sein Vater war ein Kraxenkrämer gewesen, der mit der Kirm am Buckel landaus, landein zog und den Leuten um etlich Kreuzer allerhand verkaufte: Wunderbalsam, Klufen und Nadeln, Bänder und Litzen, Haarpfeile und Pudelhauben, silberne Fingerringlein und goldene Hutschnüre. Seine Mutter war ein Kräutlweib und brachte die Zeit, da[379] ihr Ehemann auf der Wanderung war, mit dem Ansetzen von Schnäpsen, Sammeln von Kräutern und Wurzeln hin und gebar dazwischen ihre Kinder zur Welt und erzog sie in der Notdurft und Armseligkeit ihrer Umständ, bis ein jedes selber für sich sorgen konnte.

Kam der Vater von seinen Reisen heim, so brachte er meist jedem was mit aus den fremden Orten und von den Jahrmärkten, oder er wußte irgendein glückhaftes Schanzlein, eine gute Dienststell oder einen Lehrplatz für seine Kinder. Wurde also gemach eins ums ander hinausgeschickt in die Fremd, sein Brot zu suchen, dabei ihnen dann der alt Beham, ihr Vater, noch viel gute Reden und ein kleins Lederbeutlein mit zwölf Kreuzern als Aussteuer mit auf den Weg gab.

Und da nun alle längst dahin und im Land zerstreut waren und nur noch er, als der Nesthocker, der Jüngst, vom Tisch der Eltern aß, so kam endlich auch an ihn die Reih und sagte der alt Vater zu ihm: »Thomas, jetz werds Zeit, daß du auch ein wengl in der Welt umaschaugst; bist eh schon ein Mordshannacken her und frißt für zwee!«

Schnürte ihm also sein Ränzl, gab ihm als dem Kleinsten seinen väterlichen Segen mit einem Weichbrunn und dafür bloß zehn Kreuzer zur Aussteuer.

Die Mutter aber legte sich auf ihre Lagerstatt, ward krank und serbend und brauchte kurze Weil darnach den Totengraber und drei Schäuflein Erde für die ewig Ruh.

Das war also die Geschicht des alten Thomas Beham, meines gütigen Hausvaters. Ein mehreres war nicht aus ihm zu bringen, und er sagte bloß immer: »Ja ja. Und nachher bin i halt fort und habs probiert, hab dies gelernt und jenes, dies erlebt und jenes, – und bin z' guter Letzt vor vielen Jahren da in den Ort und zu der Hütten kommen, wo frühers ein alts Korbflechterweib ganz mutterseelenalleinig ghaust hat. Da hab i nachher ein Hoamatl gfunden – und[380] no was: die schöne Kunst, wie man d' Welt auf an Wischhadern, auf ein Krautbrettl und auf an Hafndeckl hinzaubern kann mit so ein paar Farbhaferln und etliche Goaßpemsel.«

Und er war ein gar fleißiger Maler; Tag für Tag ging er hinaus und stellte sich bald hierhin, bald dorthin, eifrig betrachtend, zeichnend und malend.

Und zu allen diesen Bildern begann ich nun breite und schmale Rahmen zu schneiden und zu schnitzeln, sie mit allerhand Schnörkeln zu verzieren und Rosen in ihre Ecken zu setzen, wie ich es an den Bildertafeln der Kirche zu Sonnenreuth gesehen hatte.

Von Zeit zu Zeit aber wurden die fertigen und gerahmten Tafeln in eine hohe Kirm gepackt; der alte Thomas holte seinen Knotenstock aus der Ecke, setzte einen hohen, spitzigen Hut auf und ging auf die Märkt: bald nach Schliersee oder Miesbach, bald nach Tegernsee oder Tölz, indes ich daheim die Hütte mit den Tieren versorgte und auf das Tägliche acht hatte, bis der Vater nach etlichen Tagen wieder zurückkam und mir ein kleins Angebind auf den Tisch legte.

Doch hätt sich solch ein Reisen wohl nicht ausgetragen und gelohnt, wenn der Vater Thomas nicht schon längst als Exvotomacher einen guten Namen und eine gewisse Kundschaft gehabt hätte. So aber bracht er zu allen Zeiten reichlich Verdingungen heim aus der ganzen Gegend.

Da brauchte die Reiserin von Miesbach eine große Tafel; sollt auf den Birkenstein zu unsrer lieben Frau kommen, mußt eine Kindlstuben als Bild haben und drunter die Inschrift:

»Anno 1802 den heiligen Christtag hat Creszentia Reiserin zu Miesbach dies Bild hierher bringen lassen als eine Dankgab unserer lieben Frauen für Hilf in schweren Kindsnöten.«[381]

Hatte dem Alten einen Silbergulden dafür gezahlt und ein Häflein mit Honig dazu für seinen kelzenden Husten.

Der Angerer von Hausham brauchte auch ein Taferl, darauf er selber abkonterfeit sein sollte, liegend unter dem Leiterwagen; und sollt ein starks Gewitter sein und die Rosse sich gar wild aufbäumen, drüber die heilig Jungfrau und drunter eine Danksagung zu finden.

Gab dafür einen halben Gulden und einen Ranken geselchts Fleisch von der Christtagsau.

Also kamen unsere Bildertafeln überall hin: nach Altenötting, auf den heiligen Berg zu Andechs, zu unserer lieben Frau vom Birkenstein, ins Mariazell und auf Herrgottsruh; und es zeigte ein jeds Stuck ein anders Leid und Gebrest, Unglück oder Anliegen.

Standen auch allerhand Sprüch und Danksagungen drunter, die das Unglück meldeten und auch die wunderbare Hilf; und es hat sie alle der gut Vater Thomas selber ausgedacht und draufgemalt auf die Tafeln.

Hab mir ein etlichs paar davon in meinem Gedächtnis aufgeschrieben und kann nicht umhin, sie hierherzusetzen und mich noch einmal daran zu ergötzen und zu erbauen:


Anno 1803 im Maien ist

Eine große Plag im Land gewesen,

Da ham die Mäus das ganz

Gedraid z'sammgfressen,

Ham's abgebutzet auf dem Feld,

Als wär es abgemaht;

In solcher Drangsal uns

Die Muetter Gottes gholfen hat,

Daß unser Feld und Acker

Unversehret blieb,

Indem sie solche Mäus

Ins Schwabenland hintrieb.[382]

Bei uns ist widrum Ruh,

Indes man z' Augsburg klagt,

Maria für dein Hilf

Sei Dank gesagt!


Diese Tafel wurde gestiftet von den Bauern zu Länggries in die Wallfahrtskirch zu Andechs und wurde dafür dem Vater die Summe von sieben Gulden als Lohnung gegeben.

Eine andere, unserer lieben Frauen zu Altenötting geweihte Exvototafel hieß also:


»Sitzen alle daheimt im Haus,

Grad der Michl ist noch draußt,

Hat sein Sensen an Eichbaum glaihnt

Und ein Unglück nit vermeint,

Da kömmt ein Blitz und Dunnerklapf,

Der Michl stürzet mit großer Klag.

Doch hat ihm die schwarz Muetter das Leben gschenkt

Deßwegen ist allhier diese Tafel aufghenkt.«


Muß auch noch einer Tafel gedenken, die unserer lieben Gottsmutter zu Ebbs im Tirol gestiftet wurde.


»Die Steinmüllerin zu Ebbs

Muß neunzehn Kinder gebärn,

Heilige Muetter Gottes hilf,

Daß sie alle selig wern!

Der Steinmüller hat 22 Frischling

Von einer Sau,

Sind all glücklich davonkommen

Mit Hilf unserer lieben Frau.«


Ein alts Weiblein aus dem Landl ließ für die Mutter vom Birkenstein auch ein Täflein machen, und es sollt dieser Dankspruch drunter kommen:
[383]

»Walburga Märzin verlobt sich mit offenen Füßen,

Maria hat geholfen – Gott sei gepriesen!«


Zahlte auch willig zwölf Kreuzer Lohnung für das Bild und wünschte noch tausend Vergelts Gott als Dreingab.

So brachte sich also der alt Beham Thomas mit seinem Handwerk gut durch und sagte manchesmal zu mir: »Es is do schad um mi, daß i nit gheirat hab; i woaß wirkli nit, für wen daß i arbat. Kunnt oana leicht amal schön erbn von mir; aber so – so muß i s' halt selber umbringen, meine Kreuzer! – Und du kannst mir dabei helfen!«

Weiß Gott, das hab ich auch getan und hab mirs gut gehen lassen bei dem alten Thomas.

Aber der Lauf dieser Welt bringt's halt mit sich, daß es der Mensch, wenn's ihm gut geht, noch besser haben möcht, daß den Gaul gar bald der Haber sticht und die Zufriedenheit alle Tag rarer wird und geringer.

Und aus dieser Ursach geschah es auch, daß ich, eh ichs recht bedacht, jenem Esel glich, der, wenn's ihm zu wohl wird, aufs Eis geht.

Quelle:
Lena Christ: Werke. München 1972, S. 373-384.
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