[12] DON DIEGO.
O Wut! Verzweiflung! O du feindlich Alter!
Lebt' ich so lange nur, beschimpft zu sein?
Und bleichten Schlachtenmühn mein Haar nur, daß ich
an einem Tag seh' so viel Lorbeern welken?[12]
Mein Arm, den Spanien voll Bewundrung ehrt,
mein Arm, der dieses Reich so oft gerettet,
so oft befestigt seines Königs Thron,
verriet mich, tat nichts für mich selbst! O grausam
ist die Erinnerung an meinen Ruhm!
So vieler Jahre Werk an einem Tage
zerstört! Du für mein Glück unsel'ger Rang,
Abgrund, der meiner Ehre Glanz verschlungen,
soll ich den Grafen dein sich freuen sehn?
Ohn' Rache sterben oder schmachvoll leben?
Sei denn Erzieher meines Prinzen, Graf!
Solch hohe Würde ziemt nicht dem Entehrten;
dein Neid wußt' ihrer unwert mich zu machen,
des Königs Wahl zum Trotz, durch diesen Schimpf,
und, meiner Heldentaten glorreich Werkzeug,
nutzlose Zier des eiserstarrten Körpers,
Stahl, einst so furchtbar, der in dieser Schmach
mir nur als Schmuck, nicht zur Verteid'gung diente,
fort vom Elendesten der Sterblichen!
In beßre Hand geh über, mich zu rächen!
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Der Cid
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