[16] Don Arias. Der Graf.
DER GRAF.
Gesteh' ich's Euch, als ich ihn so beleidigt,
war ich erhitzt, war allzu rasch mein Arm,
doch ist's geschehn, der Schlag nicht gutzumachen.
DON ARIAS.
Beug' Euer stolzer Mut sich dem Verlangen
des Königs; er nimmt großen Anteil, und
er wird Euch seinen Zorn empfinden lassen.
Auch habt Ihr keine gültige Verteid'gung;
der Rang des schwer Gekränkten wie die Größe
der Kränkung fordern größre Unterwerfung
wie sonst gebräuchliche Genugtuung.
DER GRAF.
Der König nehm', beliebt es ihm, mein Leben.
DON ARIAS.
Ihr seid zu ungestüm nach dem Vergehn.[16]
Der König liebt Euch noch; besänftigt ihn.
Er sagt: »Ich will es.« Wärt Ihr ungehorsam?
DER GRAF.
Um Achtung mir und Ehre zu bewahren,
ist Ungehorsam kein so groß' Verbrechen;
und wär's auch groß, sind meine Dienste doch
hinreichend, um es gänzlich zu verwischen.
DON ARIAS.
Was man auch Wichtiges und Großes leiste,
dem Untertan schuldet sein König nichts,
Ihr seid zu eitel, Graf, und solltet wissen,
nur seine Pflicht tut, wer dem König dient.
Solch allzu groß Vertraun bringt Euch Verderben!
DER GRAF.
Das glaub' ich Euch nicht eh'r, bis ich's erfahren.
DON ARIAS.
Doch sollt' Euch die Gewalt des Königs schrecken.
DER GRAF.
Ein einz'ger Tag stürzt keinen Mann wie mich.
Bewehr' sich seine Hoheit, mich zu strafen,
wenn ich muß fallen, fällt der ganze Staat.
DON ARIAS.
So wenig fürchtet Ihr die Macht des Herrschers –
DER GRAF.
Des Zepters, das ihm ohne mich entsänke.
Er schätzt mich viel zu hoch. Mein sinkend Haupt
wird seine Krone mit sich niederreißen.
DON ARIAS.
Laßt die Vernunft Euch zur Besinnung bringen!
Nehmt guten Rat.
DER GRAF.
Der Rat ist angenommen.
DON ARIAS.
Was aber sag' ich? Muß ich doch berichten –
DER GRAF.
Daß ich in meine Schmach nicht will'gen kann.
DON ARIAS.
Doch wollen Kön'ge unumschränkt gebieten.
DER GRAF.
Nichts mehr davon. Geworfen ist das Los.
DON ARIAS.
Lebt wohl, da Überredung hier nichts fruchtet.
Doch scheut, trotz Lorbeerschutz, den Wetterstrahl!
DER GRAF.
Ich harr' sein ohne Furcht.
DON ARIAS.
Nicht ohne Folgen
Ab.
DER GRAF.
Auf diese Art befriedigt man Don Diego![17]
Wer nicht den Tod scheut, fürchtet keine Drohung.
Mein Mut trotzt selbst dem höchsten Ungemach.
Man kann mich, unbeglückt zu leben, zwingen,
doch nicht, ein ehrlos Dasein zu ertragen!
Ausgewählte Ausgaben von
Der Cid
|
Buchempfehlung
Therese gibt sich nach dem frühen Verfall ihrer Familie beliebigen Liebschaften hin, bekommt ungewollt einen Sohn, den sie in Pflege gibt. Als der später als junger Mann Geld von ihr fordert, kommt es zur Trgödie in diesem Beziehungsroman aus der versunkenen Welt des Fin de siècle.
226 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro