[28] Nureddin. Abul.
NUREDDIN.
So hat der Satan dich noch immer hier?
ABUL.
Ich bin dein Engel, Freund, ich folge dir!
NUREDDIN.
Wirst du nun gehn? Soll ich zum Ärgsten schreiten?
ABUL.
Wirst du nun gehn? Ich will dich treu begleiten!
NUREDDIN.
Ich rate dir, nicht hemme meinen Schritt!
ABUL.
Ich rate dir, o Jüngling, nimm mich mit.
NUREDDIN.
Der Alte ist toll,
Ich rase, ich wüte!
Er weicht keinen Zoll,
Wie sehr ich mich mühte.
Voll liebender Glut
Versprach ich mir Wonnen,
Die teuflische Brut
Nun hält mich umsponnen!
Wie wend' ich die Not?
Wie halt' ich ihn ferne?
O, lag' er doch tot
In tiefer Zisterne!
Nicht weiß ich fürwahr
Vor Wut mich zu fassen:
O Narr, der ich war,
Mich scheren zu lassen!
ABUL.
Ich bin ja so voll
Von Liebe und Güte,
Ich hege nicht Groll
In meinem Gemüte.
Ich bin dir so gut,
So freundlich gesonnen,
Da hast du mit Wut
Und Ärger begonnen.
Dich haben bedroht
Die tückischen Sterne;[28]
Mein Freundesgebot,
Erfüll es doch gerne!
Doch lohnst du sogar
Mein Lieben mit Hassen,
Ich darf in Gefahr
Dich nimmer verlassen!
NUREDDIN.
Doch halt! Mich zu befrein,
Fällt mir ein Mittel ein:
Diener, herbei, herein!
Er hat die letzten Worte zur Mitteltür hinausgerufen.
DIE DIENER erscheinen, Motawackel beschließt den Zug.
ABUL.
Aha, nun lenkst du ein,
Du willst vernünftig sein?
Was aber soll das Schrein?
Was willst du denn?
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