Dritter Auftritt

[62] Geronte, Orgon, Climene, Damon, Lisette.


GERONTE zum Damon. Gehorsamer Diener, befinden Sie sich wieder besser?


Zu Climenen.


Hast du deinen Schwiegervater und deinen Bräutigam nicht gesehen? Ich suche sie alle beyde, wie man eine Stecknadel suchet.

CLIMENE. Diesen Nachmittag habe ich sie noch nicht gesehen.

GERONTE. Wo müssen sie denn seyn?


Orgon kömmt hervor.


Ha, da ist er ja schon. Was Henker machet er? Er wischet sich die Augen aus, als wenn er geweinet hätte. Nun, was giebt es zu weinen? Ist es erlaubt, an einer Hochzeit so trübselig auszusehen? Ich will den Notarius rufen lassen, und heute soll der Contract noch fertig werden.

ORGON. Heute? – Ich wünschte erst meinen Sohn zu sprechen. Ich hielte für rathsam, es noch einige Tage zu verschieben. Wir wollen den Notarius nur nach Hause schicken.

GERONTE. Was das nun nicht für ein närrischer Einfall ist! Ich glaube, du hast nicht recht ausgeschlafen. Deine Augen sehen aus, als wenn du geweinet hättest. Sage mir nur, was dir fehlet, und wohin dein Sohn sich verkrochen hat.

LISETTE. Philipp kömmt, der muß es wissen.


Quelle:
Johann Friedrich von Cronegk: Der Misstrauische. Berlin 1969, S. 62-63.
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