Trost-Liedchen

Dein ist, Gott, der Erden Kreiß

Vnd der Mensch darinnen,

Niemand kömpt von hinnen,

Niemand her ohn dein Geheiß,

Diß ist sein Belieben,

Eh wir sehn der SonnenStral

Steht schon vnsrer Tage Zahl

In sein Buch geschrieben.


Dieser eilt ein Kind von hier,

Der in grawen Haaren,

Der in solchen Jahren,

Die des Lebens beste Zier,

Da er solte Nützen

Seiner lieben Vater-Stad,

Seyn der Eltern Trost vnd Raht

Vnd jhr Alter stützen.
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Diesen reißt die Darre fort,

Den die Pestilentze,

Den des Vaters Grentze,

Jenen wo ein frembder Ort:

Daß wir gleich den Blinden

Hierin tappen nach dem Licht,

Vnd durchaus in dein Gericht

Vnd nicht können finden.


Aber du, Herr, bist allein

Weißheit, Glantz vnd Stärcke,

Wilst in deinem Wercke

Von vns Vngemeistert seyn,

Hilff es vns erkennen,

Hemm du vnser Angst-geschrey,

Laß vns in Gedult vnd Rew

Stets dich Vater nennen.


Du allein kennst vnsre Zeit,

Niemand den du liebest,

Vnd sein End' jhm giebest,

Wird zur Vnzeit abgemeyt;

Wird er hin genommen,

Ob er jung ist, oder alt

Ey, gefiel dir, also bald

Wird er auch Vollkommen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 297-298,303-304.
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