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[109] Erfreue dich o Florenz deiner Größe,
Denn über Land und Meer schlägst du die Flügel
Und in der ganzen Höll' erklingt dein Name.
Fünf deiner Bürger fand ich bei den schlimmsten
Spitzbuben, dessen ich mich höchlich schäme,
Und große Ehre drob dir nicht erwächst.
Wenn aber Wahrheit Morgenträume künden,
So wird in naher Zukunft dir begegnen,
Was Prato, andre zu geschweigen, wünschet.
Wär's schon gescheh'n, so wär es nicht verfrühet.
Wär's nur vorbei, ist's einmal unvermeidlich;[109]
Denn, wie ich älter werde, trag' ich's schwerer.
Wir gingen weiter, und hinauf die Stufen,
Als welche uns zuvor gedient die Höcker,
Stieg erst mein Meister und mich zog er nach sich.
Wie zwischen dem Geklüfte und den Zacken
Der Felswand wir den öden Weg verfolgten,
Kam, wenn die Hand nicht half, der Fuß nicht vorwärts
Da klagt' ich laut und klage jetzo wieder,
Denk' ich an das zurück, was ich gesehen
Und zügle meinen Geist mehr als ich pflege,
Daß, ungeführt von Tugend, er nicht laufe;
Damit, wenn die Gestirne, oder Bessres
Mir Heil beschieden, ich's nicht selbst verscherze.
So viel Glühwürmer unten in dem Tale,
Wo Wein vielleicht er erntet oder ackert,
Der Landmann, der am Bergesabhang ruht,
Sobald die Fliege weichen muß der Mücke,
Erblickt, wenn der Planet, der Licht der Welt leiht,
Sein Antlitz uns am wenigsten verbirgt,
Von so viel Flammen sah die achte Bolgia
Ich rings erglänzen, als ich zu der Stelle
Gelangt war, wo ihr Boden sich mir zeigte.
Wie der Prophet, der sich durch Bären rächte,
Entschwinden sah den Wagen des Elias,
Als steil gen Himmel sich die Rosse hoben,
Und wie, als mit dem Aug' er ihn verfolgte,
Er endlich nichts mehr sah, als nur die Flamme,
Die einem Wölkchen gleich nach oben schwebte,
So regte sich im Schlunde jenes Grabens
Jedwede Flamm' ohn' ihren Raub zu zeigen;
Denn einen Sünder raubt sich deren jede.
Zum Sehen vorgeneigt stand auf der Brück' ich,
Und, hätt' ich nicht ein Felsenstück ergriffen,
So wär ich nieder ohne Halt gefallen.
Mein Führer, der mich so gefesselt sah,
Begann: In jenen Feuern weilen Geister;[110]
In das hüllt jeder sich, wovon er lodert. –
Mein Meister sagt' ich drauf, durch deine Worte
Werd' ich bestärkt; doch hatt' ich schon erraten,
Daß also sich's verhielt', und wollte fragen,
Wer in der Flamme weilt, die so nach oben
Geteilt erscheint, wie die des Scheiterhaufens,
Der Eteokles mit dem Bruder trug? –
Ulyss', erwidert' er, und Diomedes
Erleiden Straf' in ihr, die jetzt zur Rache,
Wie einst zum Zorne, miteinander gehn.
In jener Flamme büßen sie die Tücke
Des Pferdes, welches jenes Tor gebrochen,
Durch das der Römer edler Samen ausging.
Dort büßen sie die List, ob der im Tode
Noch Deidamia um Achilles trauert.
Auch dem Palladium gilt zugleich die Strafe. –
O Meister, sagt' ich, wenn in jenen Flammen
Sie reden können, bitt' ich dich inständig
Und bitte, daß die Bitt' als tausend gelte,
Du mögest dich nicht weigern, zu verweilen
Bis hierher die gehörnte Flamme kommt.
Du siehst es wie der Wunsch mich zu ihr hinneigt. –
Und er zu mir: Weil allen Lobes wert ist
Was du begehrest, heiß' ich es genehm;
Doch deine Zung' enthalte sich der Rede,
Laß mich nur sprechen. Wohl hab' ich verstanden,
Um was es dir zu tun; weil jene Griechen
Gewesen, möchten sie dein Wort nicht achten. –
Als nun so weit die Flamme war gekommen,
Daß Zeit und Ort dem Führer passend schienen,
Hört' ich in solcher Weise ihn beginnen:
Ihr, die ihr zweie seid in einem Feuer,
Wenn ich um euch mir wenig oder viel
Verdienst' erworben, während meines Lebens,
Als droben die erhab'nen Vers' ich schrieb,
So haltet an, und einer von euch sage,[111]
Wohin er ging, als er verscholl und starb. –
Da hub das größre Horn der alten Flamme
Zu flackern und dabei zu brausen an,
Der Flamme gleich, die mit dem Winde kämpfet.
Dann regte sie die Spitze hin und wieder,
Als ob zum Reden sie die Zunge wäre
Und ihre Stimm' erscholl in diesen Worten:
Als Circe ich verlassen, welche länger
Mich als ein Jahr, dort bei Gacta festhielt
Eh' noch Aeneas also es benannte,
Vermochten nicht die Zärtlichkeit zum Sohne
Und nicht die Ehrfurcht für den alten Vater,
Die Liebe nicht, durch die Penelope'n
Zu freun mir oblag, jenen Trieb zu dämpfen,
Der mich die Welt und Tugenden wie Laster
Der Menschen weiter noch erkunden hieß.
So fuhr ich mit der kleinen Zahl Gefährten,
Die mir verblieb, auf einem einz'gen Schiffe
Hinaus in's weite schrankenlose Meer.
Ich sah die beiden Ufer bis nach Spanien
Und nach Marokko, sah die Sarderinsel,
Sowie die andren, die dies Meer bespület.
Schon alt und träge waren die Gefährten
Gleich mir geworden, als wir zu der Enge,
Wo Herkules die Zeichen setzte, kamen,
Daß weiter vorzudringen niemand wage.
Zur Rechten ließen wir Sevilla liegen,
Schon war zur andern Ceuta uns geblieben.
O Brüder, sagt' ich, die durch hunderttausend
Gefahren ihr erreicht den fernen Westen,
Versagt dem kurzen Abend eurer Sinne,
Der euch noch übrig ist, nicht die Erfahrung,
Der Bahn der Sonne folgend, jenen Teil
Der Welt, der unbewohnt ist, zu erkunden!
Erwägt den Samen, welchem ihr entsprossen:
Ihr seid bestimmt, nicht Tieren gleich zu leben,[112]
Nein, Tugend zu erringen und Erkenntnis. –
So eifrig machte diese kurze Rede,
Zur Weiterreise alle die Gefährten,
Daß sie zu halten kaum vermocht ich hätte.
Gen Morgen wandten wir das Steu'r und machten
Zu Flügeln unsres tör'gen Flugs die Ruder,
Indem wir stets zur linken Seite hielten.
Schon sah die Nacht vollzählig die Gestirne
Des andren Poles, und so tief den unsren,
Daß aus der Meeresfläch' er nicht mehr aufstieg.
Das Licht der Mondesscheibe hatte fünfmal
Sich neu entzündet, war fünfmal erloschen,
Seit hinter uns den Engpaß wir gelassen,
Als sich ein Berg uns zeigte, welchen dämmrig
Die Ferne scheinen ließ, und solcher Höhe
Als keinen noch ich je zuvor gesehen.
Wir freuten uns, doch folgten bald die Tränen;
Denn von dem neuen Land' erhob ein Sturm sich,
Der unsres Schiffes Vorderteil erfaßte.
Dreimal trieb er im Kreis' es mit den Wellen;
Beim vierten hob das Steuer er empor
Und ließ auf höhren Willen in die Tiefe
Den Schnabel schießen, bis das Meer uns deckte. –
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