|
[98] Die Vorigen. Die Königin der Erdgeister. Gnomen. Erdgeister.
KÖNIGIN aufstehend.
Halt ein, mein Sohn, die Rache darf nicht richten,
Laß mich den Streit in Liebe schlichten!
CHOR DER HOCHZEITSLEUTE.
Ha! Welch Wunder ist geschehen,
Welch ein Glanz läßt dort sich sehen![98]
KÖNIGIN.
Du hast der Erde Lust und Pein erfahren,
Hast deine Leidenschaft gebüßt,
Erhebe dich nun über sie.
Das Geisterreich beut dir die Krone
Und treue Liebe ihrem Sohne
Verheißt der Mutter Herz.
Sie breitet die Arme aus.
Hierher, mein Sohn!
Hierher, mein Sohn, hier endet aller Schmerz!
GEISTER halblaut.
Ihn bewegt, ihn bewegt der Mutter Rede,
Wird er sich, ja, wird er sich zur Milde kehren?
HOCHZEITSLEUTE halblaut, noch immer starr vor Staunen.
Welche, welche wunderbare Rede!
Wird er, wird er auf die Mahnung hören?
HEILING der die ganze Zeit in sich gekehrt und ohne Bewegung stand.
Wenn mein Kranz verblüht,
Wenn mein Herz gebrochen,
Dann, ja, dann hatt' ich Wiederkehr versprochen!
Ich komme, Mutter, alles ist erfüllt!
Er eilt nach dem Thron, seiner Mutter zu Füßen.
Königin beugt sich liebend über ihn und zieht ihn zu sich empor.
Die Erdgeister bekleiden ihn mit Krone und Mantel und gruppieren sich huldigend um beide.
Königin und Heiling halten sich in inniger Umarmung umschlungen.
GEISTER.
Heil, Heil, die Herrin hat gesiegt,
Heil uns, Heil, Heil, er ist gewonnen!
HOCHZEITSLEUTE.
Wohl uns! wohl uns! er ist besiegt!
Die Gefahren, die Gefahren sind zerronnen.
HEILING.
Fahr hin, der Erde Lust und Leid!
Es war beschieden,
Was geschehn.
Kein sterblich Auge soll mich wiedersehn.
Die Erhöhung mit der Gruppe der Königin fährt langsam zurück.
Der nackte Felsen rechts verwandelt sich wieder in die Kapelle.
Die Wald- und Felsengegend sinkt wieder von oben herunter und schließt das Felsenhöhlenreich.
Es wird wieder heller Tag.
[99]
KONRAD UND ANNA nachrufend.
Fahr wohl! Fahr wohl! und unter uns sei Friede!
Alle gehen, wenn sich das Felsenreich geschlossen, nach vorn.
Gertrud und Chor der Hochzeitsleute mit erhobenen Händen.
Gottes Allmacht hat entschieden,
Allen Recht und allen Frieden.
KONRAD UND ANNA.
Gottes Allmacht hat entschieden,
Allen Recht und allen Frieden!
Nun endlich mein, und alles Bangen,
Vergessen sei's auf immer und vergangen.
ALLE.
Gottes Allmacht hat entschieden,
Allen Recht und allen Frieden.
Ende.
[100]
Buchempfehlung
Das kanonische Liederbuch der Chinesen entstand in seiner heutigen Textfassung in der Zeit zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Victor von Strauß.
298 Seiten, 15.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro