[65] Madame Welldorf. Eduard.
EDUARD in sichtbarer Unruhe. Wenn es ihn überraschte? – Sie fürchten –?
MADAME WELLDORF. Seine Schwachheit, mein Sohn. Er ist so reizbar, so äusserst reizbar geworden. Er wird es noch täglich mehr, je mehr seine Kräfte sinken. Und wenn die Freude, dich wieder hier zu wissen, allzuschnell auf ihn wirkte – –
EDUARD. Die Freude? –
MADAME WELLDORF. Ich sehe vorher, dass der Erfolg – –
EDUARD mit tiefer Rührung. Allerdings! dass, er tödtlich seyn könnte. – Einen undankbaren Sohn zu sehn, und als Feind: – das wäre wohl Freude; um ihm das Herz zu brechen.
MADAME WELLDORF ihm an die Thüre nach und ihn aufhaltend. Eduard – Wie verstehst du mich? – Bleib![66]
EDUARD. Soll er kommen? Soll er vor meinem unvermutheten Anblick zu Boden sinken? – Und auch ich, meine Mutter; ich selbst – in diesem Zustande, worin ich mich fühle; in diesem Aufruhr – –
MADAME WELLDORF. Ich seh' es. Das Herz fliegt sichtbar in deiner Brust. Du hast Lust und Erholung nöthig. – Aber, Eduard – Sehen musst du ihn doch, deinen Vater; und wenn du ihn siehst – ich beschwöre dich, zeig' ihm einen frohen; einen gesetzten Muth! Verbirg dem unglücklichen sterbenden Greise jede Spur von Verzweiflung! – Kann's dir denn schwer fallen, dich zu erheitern, da du jetzt die Hoffnung im Herzen trägst, das Werkzeug zu seiner Rettung zu werden?
EDUARD. Ah! wenn ich auch die nicht hätte! Sie allein; sie wirft mir noch einen Schimmer Lichts in die Seele.[67] – Gut! gut, meine Mutter! Erst nur Athem, und dann – wenn Sie glauben, dass er's ertragen werde – –
MADAME WELLDORF. Ertragen? Den Anblick seines Sohns nur ertragen? – Aber da ist Luise.