Dritter Auftritt.

[107] Luise allein. Gleich darauf Eduard.


LUISE in äusserster Bestürzung. Wie? – Grosser Gott, welche Reden! – Was will er? Was bringt er auf uns? – Wir hier Anschläge schmieden? Wir Verhetzungen stiften? – Das haben Natterzungen, die unser Verderben wollen – – Sobald sie Eduard ansichtig wird, auf ihn zustürzend. Mein Bruder! –

EDUARD erstaunt. Ha! – Welch Geschrei? Was schon wieder?

LUISE ihn fortziehend. Frage nicht[107] erst! Komm und hilf, eh' er uns unsern Vater – – Indem sie erschrickt und ihn wieder zurückdrängt. Ich bin von Sinnen! Ah! ich stürze dich selbst in Gefahr! – Flieh! Flieh! Denn wenn du ihn hindern wolltest – wenn du ihn anfielst – –

EDUARD empört. Wen hindern? Wen anfallen? – Luise! – Aber da hör' ich – –

LUISE wie zuvor. Eduard! –

EDUARD. Dieser Ton – Sich losreissend und hineinsehend. Ich entsetze mich! Welch ein Anblick! – Nach mehreren stummen Augenblicken des Schreckens. Brink! Brink! Das die Hoffnung, die du mir gabst? Das der Eid, den du mir schwurst? – Sei nun auf, Freund, und hilf! Sei nun auf! – Indem er sich unschlüssig in den Hintergrund zieht. Wuth und Rache!


Quelle:
J[ohann] J[akob] Engel: Eid und Pflicht. Berlin 1803, S. 107-108.
Lizenz:
Kategorien: