Das Vierdte Capitel.
Von des Grandgoschier vollbestallter Kuchen, Kasten, und Keller: was endweder ins Glaß gehort, oder auff den Teller.

[65] So hört nun ihr meine Orenspitzige unnd offenmaulvergessene Zuhörer, inn was schlampen, unser Grandgausier pflegt zu kran laden seine Wampen Reusper dich Roßtreck, der Herr will reuten.

Er befand sonst under anderen vilen, dise bald folgende[65] sehr just auff seiner Goldwag, darauff man die Holtzschlegel lancirt: Als die schläfferige Sibaritische, die Lindbettige Milesische, die Nußölige zart Tarentische, die Zottenreissende Asotische die Großbissige Frisische, die Abtpröbstliche Benedictinische, die Rebensafftige Reinstromische, Kerntische Erndtische, Weinsammete Elsassische, Herbstmostige Fränckische und Bambergische zechen, nach aller Land art unnd gelegenheit, auff Hochzeiten, Metzigerkeuffen, unnd fürnemlich bei dem Kottfleisch, da geht es wie bei Nabals Schafscheren ordenlich zu, da würstelirt man, Saumagirt man mit Hammen unnd pachen, da halt man ordenlich etlich tag dem S. Schweinhardo gribenfressige, maulschmutzige begengnuß mit Lederkrachen, Fettschwimmendem Wein, frißt wie ein Klosterkatz zu beyden backen: Dann Schwein töden ist der frölichen töd einer, neben der erbreichen Pfaffen und vergulten alten Weibs ars tod. Unnd gewiß wann einer wüßt, daß die Canibalische Leutfresser, solche schmutzige Freud mit eim nach dem Tod triben, solt sich einer noch so willig an Pratspiß stecken lassen, weil man doch sagt, ein gut mal sey henckens werd. Wiewol jener Italianer meint, ein Jungfraukuß sey henckens werd: Dann er wer lieber von einer Jungfrauen gehengt, dann außgestrichen: Ursach: inn Italien muß der Hencker seinen Henckmessigen Son, zuvor zu guter nacht küssen. Und solche unsere meynung von den schlampen sollen folgende Reimen bestettigen.


Welcher ein stund will leben wol

Der seh und thu das Henckermol:

Oder laß ihm eyn stund balbiren,

Oder mit Seytenspiel hofiren.

Wilt aber ein Tag frölich sein,

So gang ins Bad, so schmeckt der Wein:

Wilt du dann lustig sein ein Woch,

Spreng die Ader, auff Beyrisch doch:

Nemlich hindern Umbhang gelegen,

Daß dir keyn Lufft nicht gang entgegen.

Gefallt dir sein eyn Monatsfürst,

Schlacht Säu, freß und verschenck die würst.

Wilt dann ein halb Jar freuden treiben,

So magstu auff gerhat wol Weiben:[66]

Oder nem dich eins Aemtlins an,

So heist das Jar durch Herr fortan.

Aber wilt wol dein lebtag leben,

So magst dich inn ein Kloster geben.


Oder wilt einmal wol leben, so koch ein Henn, wilt zweimal wol leben, ein Ganß, wilt ein gantz Woch wol leben, schlacht ein Schwein, wilt ein Monat wol leben, so schlacht ein Ochssen.

Demnach waren ihm die Pfaffenbißlin auch noch nit gar erleidet: die Hennenpörtzel, unnd Pfaffenschnitt kont er noch treffen: Es war eben ein zapff für dise Flasch, dann faul eyer unnd stinckend Butter gehören zusamen: Ists nicht war Herr Prior, so Priet oder pringt mir eins.

Auß diesem streich gehn noch viel stück, als die Christliche Klöstercolätzlin, wann der Herr Abt Würffel auflegt, unnd sich der Culullus regt, da glüen die Julier treibatzner ins Granalirers Ofen, da regt sich unser Dänkunst. Dann die Kutt ist weit, und die Hosen über dem Peterman sind preit. Holla probetur, daß man sing. Ein Abt den wöllen wir weihen, Ist auß dermassen gut, Ein Kloster wöllen wir bauen, Ligt gar inn grosser Armut, Darinn manch Bruder tringt keyn gelt, Unnd ißt keyn Wein, daß er den Orden helt. Wolan die Hüner gachsen viel, die Eyer kommen schier, und wer die Eyer haben will, Muß gachsen hören mir: Derhalben pfeiff auff Bruder, Ich lig auch gern im Luder, Ich saugts von meiner Muter, die tranck es nur bei fuder: Nun resonet in laudibus, Heut gar mit guter muß: Meßner richt die Kirchen zu, der Nachbaur ist zur Todenrhu: Seit frölich, lauff zum Pfaffen inn der nech, daß sie kommen zu der Zech, zum Gabriel, Eya, Eya, derselbig hat viel guter Fisch, So sitz ich oben an dem Tisch, Sauffs gar auß, Hodie der Baur ist todt, der Baur ist tod inn diesem Dorff, Gibt er kein gelt, so legt man ihn nicht inn Kirchoff, Elslein liebes Elslein, so han wir aber zu trincken Wein, Biß frölich, Eya, Eia, so laßt uns han ein guten mut, als der Baur der Bäurin thut, Im Kämmerlein. Unser Herr der Pfarrherr, der hat der Pfenning vil, darzu ein schöne Köchin etc. Ein rickmeß gick, daß gire giregick, wol von dem Pfaffen von Wisenthal, unnd was er hat gethan, Pi pa pu pe, das hebedehe, Er schickt die Magd nach Wein, wol nach dem allerbesten, der inn der Statt mocht[67] sein, der Pfaff der gieng die Steg hinauff, Er fand die Magd am Rucken, Ein langen Schreiber drauff, der Schreiber was ein Mann, Er gab dem Pfaffen ein päuderling, und lieff darmit darvon. Hoscha lætæ mentis: Gleich wie diß Gläßlin geht im schwang, Also das Lied herumb her gang, daß der Supprior anfang.

Sprecht mir nach, Nu sehet all auff mich, Nun sehet all auff mich: Thut wie ich, Thut wie ick, Ein Mönch, zwen Mönch, trei Mönch, baten mich, umb ein alte Kippen, Kappen, hat ich, etc. verstaht mich. Aha wer dz Cartäuser Orden, Ich wer längst ein Mönch worden. Proficiat ihr lieben Herrn, Gesegen euch trincken und essen, Seit willkomm all inn ehrn, Ihr seit uns lieb, des solt ihr euch vermessen, und habt ein guten mut, der Wein ist treflich gut, unnd laßt euch nicht verdriessen, Auß einem Faß, Auß einem Glaß, Thu einer den andern grüssen. Da kam der Bruder Stöffel, mit seinem langen spieß, kent ihr mich nicht, Bene fecistis Domine, daheim und sonst an einem ort, Ist hunds, Gut Hanicken unter dem zaune saß, Es regnet sehr unnd es ward naß, Ist Hunds: Vil ämter unnd wenig Plech, Ein läre tasch, und Schneiderzech, Ist hunds: lichter dann ein Kachelofen, hat sie ein klaren schein, R.S.M. Ist Hunds, Sie sucht den schwartzen Pfaffen, Sie fand ihn aber nicht, Schabab ist mir gewachsen, im Garten voll, kent ihr mich nicht, Ist Hunds. Aha Bene veneritis Domine Custos, ut humiliatum est cor vestrum: Wie ist euer Korrock so verhumpelet, Hosanna, Säu han Chorröck an, unnd hinden lang Zwibelseck dran: Horremus, Horremus. Liebe gesellen mit sorgen, der Kerl will uns erworgen, und lebt noch heut am morgen, In convivio nostro: darumb ihr Gsellen helfft ihm klagen, und zu dem Kirchof tragen, Auff daß wir nicht verzagen, in potatione: Will uns der Pfarrherr nicht beistahn, So wöllen wir ihn also ligen lan, Illudemus ei: Nun beide Chör zusam, Glam Glam Gloriam, die Sau hat ein Pantzer an.

Secht bei solchen Herrlein ist gut wohnen, da ist ihr Taborsberg, da gehts andechtig zu, die meinen einander getreulich, die sauffen guthertzig: Et quis non: Wer wolt nicht der öpffel, wann sie pfeisen? Es könnens noch wol dise, die es ihnen mißgönnen, und doch nit so statlich nachthun können,[68] wann es schon Predigkautzen weren: Fürnemlich die den Baurn Brentenwein außschencken.

Weiter hielt unser Gurgelgroß bannlich die Zinßkappige Martinsnacht unnd den Martinsbrand, da gieng es Post Martinum bonum vinum, Gänß unnd Vögel sind gut Binen: krag ab: laßt den Bauren die Gänß gahn. O Martein Märtein, der korb muß verbrent sein, dz gelt auß der Täschen, den Wein in die Fläschen, die Ganß vom spiß, da sauff und friß, wer sich voll sauffen kan, wird ein rechter Märtinsman. Dort niden an dem Reine, da ist ein Berg bekant, der tregt den guten Weine, Fürstenberger genant, gro ist sein farb vom Garten, darin er wachssen thut, Er darff des Mans wol warten, Erbutzen ihm den Hut, darzu den Kopf erlausen, umb kein gibt er nit vil, das Hirn macht er sausen, dem der ihn trotzen will, Er ligt mit unden oben, zu diser Martinsnacht, darumb ist er zu loben, hei daß ihr ihm zu ehren Vögel bacht. Diß sey ihm zu guternacht gebracht: Nun dz wir der Ganß lausen, Tringt ein ander mit Krausen, vil krümmer ängster pringet her, die kehret umb und macht sie lär, Ach lieber Hans, Nun ropff die Ganß, und iß sie nicht gantz, sonder geb uns armen Schulern ein stuck vom schwantz.

Item der Martinsganß Rottgesell S. Urban, den die nassen Vätter schmucken mit Rebenbletter, und mit frischen Kräntzen, weil an seim tag sich end der lentzen, an seinen Hals viel Gläser hencken, darauß sie ihrn Freunden schencken: Führn ihn zur Tabern so doll, pringen ihm eins halb und voll, und thun von seinet wegen bescheid, wann er dann nit gut wetter geit, so wird er inn die Pfitzen geleit. Die Heylig Fantastnacht, die war unser Grandgurler Chare, sein Letare, sein Jubilate, sein Cantate, die war sein Göttin, sein Patronin, die führt er im Venusschlitten, die pflegt er mit blumen und Wein zu beschütten. Da giengs, Es kompt ein zeit heißt Fasenacht, inn der regiert mit gantzer macht, Ein Planet heyßt der Elsässer, Macht einem offt das köpflin schwer, den Beutel lehr, und schmal das schmer: In diser zeit, macht man viel Bräut, da krieg ich auch mein beut, unnd laß den Bräutgam sorgen, wa ers gelt kan erborgen: So kuppeln wir bei diser Breut, zusamen noch zwey junge Leut, So kommen wir wider auff die Hochzeit: und lauffen gleich dem Wirtshauß[69] zu, dann sein Thor kent ein jede Khu, und sauffen biß wir stutzen, unnd ruffen dann dem Utzen, etc. Dann Hochzeit haben, ist weger dann Todten begraben. Die Faßnacht pringt uns freuden zwar, vil mehr als sonst ein gantzes Jar, etc. Der mit der Katz gen Acker fehrt, der egt mit Mäusen zu, Also thut manch guter gefert, der laufft unnd schnaufft, und bricht vil Schu, unnd hat den Tag kein rhu, die gantze Nacht darzu, Stößt doch nicht heim die Khu: Wer aber kan die Fachnacht prauchen, der gewint sein Brot ohn hendkauchen: wer ein Pferd hat am barren stan, zu fuß darff er nicht gan, unnd die allein nicht schlaffen kan, Nemm die Faßnacht ein Mann, unnd zih mit freuden dran: Unnd wer des Weins nicht trincken mag, der ist nicht unsers fugs, der zih ins Bierland Koppenhag, da find er böß Bier gnug: Hie immer Würst, Nimmer Hering. So gehn wir umb umschantzen Prassen, rasen, dantzen: mummen, stummen, Prummen, rennen, fechten, ringen, stechen, Bagschirrn mit der Trummen, Butzen, mutzen unnd larfiren, den Schnabelkönig fuhren, Teuffelentzen, Mönchentzen, Weibentzen, und Türckentzen, Mit todten gespensten unnd Feurschwäntzen, So gibts dann Kleiderprentzen und Orensensen: Gölen, bölen mit Narrnkolben, Scharmůtzeln mit der Wechter Igelskolben, fenster einwerffen unnd glasiren, die bänck verrucken, Kerch verführen, die Glocken läuten, Schelln abschneiden: Eschermitwochisch berämen: verkleiden: berusen und bekriden: nackende Mummerei mit eim übergespanten Netz: Brüteln Narrn auß, halten Hans Sachssen Faßnachtspiel: Suchen die Faßnacht mit Fackeln: wie Ceres ihre Tochter: tragen die Hering an der stangen inn bach für Erdfortische Essenbitter, da regen sich die Timmerwürst: da geht man auff hohen steltzen mit flügeln und langen schnebeln, wöllen Storcken sein unnd scheissen Hackmesser stil: da gibts Wild Holtzleut, tragen ein Treck auff eim küssen herumb: ein Pfeiff drinn: wehrn ihm der Fliegen. O solten sie ihn schneitzen und ihm den rotz ablecken: spielen die Schelmenzunfft: ziehen eim stroern Man Kleider an, zieren ihn mit eychenmaß: unnd tragen ihn auff der Bar daher, als ob er gestern gestorben wer, mit eim Leinlach zugedeckt: mit wachsliechtern besteckt: schau da dort kompt mein Herr von Runckel pringt am arm ein Kunckel:[70] die Magd zeucht des Knechts hosen an: suchen Küchlein inn der Mägd Kammer: Ja suchen Küchlein über dem Tisch: da man die Schuh unter das Bett stellt, da gibts dann über ein Jar Mäl unnd Milchschreiling. Hie zum Schaurtag, der lieben Weiber Saufftag, da saufft daß man einander darvon trag. Ja in summa gar den Teuffel angestelt: mit solcher zucht man Faßnacht helt. Also behelt man das Feld, inn der Faßnachtbutzischen Welt.

Noch viel minder vergaß die lieb Grandgurgel die ordenliche Kirchweihen, die Meßtag, die Jarmarckt, da lindiert er, kelberiert er, Dorffariert er, kegelt, sprang umb die Hosen, jagt umb den Barchat, dantzt umb den Hanen, dantzt auff den plosen Schwertern, erklettert die stangen nach den Nesteln, schoß zum ziel, plättelet, spielt ins Zinn, wurff inn die Prenten, wurff bengelein nach dem Kappaunen, fochtelt mit den Bauren herumb, stach ihnen die Kannen, Häfen und krüg zum Kopff, jagt den Jäkel mit dem Karrenmesser vom Kegelplatz, trug ihm die Kett von der seiten, soff gut Prelatisch, soff mit dem Pfaffen auffs Requiem, lag vor der Thunnen, schloff in die Thunnen, zeygt den Bauren den hindern auß der Thunnen, da sie mögen gewinnen: Warff auß under die Buben, hub dann der Pfarrherr neben ihm an außspeien, thet er auß lieb ihm hülff verleihen, hielt ihm das haupt, und dient ihm wol, biß dz er macht ein Kübel voll: Und weil er sich so freundlich stellt, ihm Dorff man deß mehr von ihm helt, wann ihm alsdann geschicht deßgleichen, thut man diß werck der lieb ihm auch reichen: da führt man dann den Herrn Pfarrherr voll heim sampt der Källerin, darnach helt der Pfaff Nachkirchweih, und den Jarstag recht im Pfarrhof umb die Presentz: Nun vergelts Gott und die heilig Kirchweih: Unser Gurgelgrozza machts vil gugelfüriger als es der Baurenfeind Neidhart Fuchs beschriben hat: dann eim solchen jungen mollentrolligen, affenrunden Bärenstengler stund es mechtig wol an, Er hat sein sachen wol gethan, dummel dich gut Birckel, pip op Bercken, dantz op Rusken: laß weiter sehen, wa sind die Königskuchen, die Pfaffenparet, die Pfingstvögel, Auffartstag geflügel, S. Johans Mett, der Dintzeltag, die Rockenfart, die Kunckelstub, der Natal, oder Geburtstag: wa langt man die Emaushammen, die Fladen, die[71] Erndbiren, den Herbstmost, die Lerchenstreng, die Zerrhen, wa gibt man das Wettmal, den Willkomm, die letz, den Liechtpraten, das Straffmal, die Kindtauff, die Kindschenck, die Kindbetthöf, die Küchelbäder, da man die Kindbetterin und sechswochnerin wider zu Jungfrauen und gromat sauffet, die Kindsentwänung: wa verschenckt man den namen, wa gibt man die häflin zusamen, wo lößt man sich, wo gibt man Richtwein, wa ruckt man den Tisch, wa gibt man die Haußrachtung, wa ertrenckt man das Liecht, wa geht das Kräntzlin herumb, der Kolben, wo weihet man die Birbischoff, wa ist des Nabals Schafscher, das Ermeyen in der Kreutzwoch, S. Michels Liechtgans, Erndgans, die Landzechen, die Metziger Irten, die Lauberfest, die Fachnachthüner, die Güter erneuerung, die erkauffte gericht, die Jar geding, die Ambtbestellungen, die Magistermal, der Schwertag, unsere Burgerzechen, Nachzechen, Abendzeren, undertrunck, Schlafftrunck, und sonst dürstige Gesellencolätzlin, die sich fein inn einander fügen, unnd schliessen, wie ein dutzend silbere Becher unnd Venedische Trinckgläser, und sonsten an einander hencken wie Paternoster in der Kiklopedi, ja einander die händ bieten wie Gratie Meidlin, wann sie reyen: also das kein Schlamp dem andern weichen kan: dann gewiß wer heut getruncken hat, der wolt gern morgen sauffen, unnd wer heut voll ist, wer gern morgen doll: dieweil die hitzig Leber den Wein an sich zeicht, wie die Nachmittagsonn das Wasser.

Secht ihr meine Knabatzen, waren das nicht herrliche herhohische Magenpulferige Heldenübungen, die unsern Grandbüchier unnd Buchgrossier zu eim großmägigen oder großmächtigen Man amplum virum, mochten machen? unnd was thut ihr zur sachen? was thut ihr, wann ihr nichts thut? Schemen solt ihr euch, daß ihr euch also außhungert, Es wird noch gelt sein, wann ihr nicht mehr lebet, unnd die Schwaben mit euern beynen Nuß abwerffen. Es ist kein wunder, daß die Prediger auf den Cantzeln über die böß Welt schreien: und die Feust auf dem Pulpret so verpleien: Was macht sie böß, ohn daß sie also über ihr selber sitzt zunagen und zuplagen, und wie Janus inn die ander Woch schilet, ist die noch nicht herumb: das hindert die käuung und däuung: Sorgen macht worgen: unnd macht euch also unleidlich, daß[72] ihr an ein jeden Treck stoset, der im weg ligt: Dann welche Fügen beissen übeler? die hungerige: welche Läuß stechen übeler? die magere: welche Bienen angeln mehr? die dörren, welche Wölff zerreissen mehr? die unersetliche: welche Hund bellen mehr? die fräsige: welche Herrn schinden sehr? die Armen: welche Leut zörnen eher? die kleinen. Derhalben laßt das Vögelin sorgen? haltet S. Burckhards abend mit Most, so lad euch S. Pantel in Sachssen zu Schuncken, zu Knachwürst, und Knoblauchkost: und bacht auff die Ostern Fladen, so wird euch, die Pfingsten zum Pfingstbier unnd zur Lauberhütten laden.

Nun möcht mich einer fragen, wie stund es aber inn des Großgurglers Haußhaltung? so hört. Er wußt des Catons spruch, das gessen ungetruncken sey gehuncken, und im gegenspiel, getruncken ungessen, sey zwischen zweien Stülen nidergesessen: darumb versah er sich zuvor mit Wasser, eh mit Kalck, das ist, solchen dingen, die den durst herzu pfeiffen, locken, singen, unnd pringen, solchen sachen, die den trunck wolschmeckend machen, unnd bei den haren ziehen inn den Rachen: Er war ein Reutersmann, fütert eh er trenckt, ein Weidman, trib auff, eh er zu Garn lauff, ein Rhatsherr, reuspert sich, eh er spricht.

Und dieselbige Rachenkitzel, unnd Weinhaspeln, waren gewiß ausserlesene stücklein, die ihm wol anstunden, unnd den Wein wol auffwinden, auffkranen und einladen konten.

Glaub derhalben gar nicht daß Aristotel im Buch von der Trunckenheit von Andro schreibt, er hab viel trockener gesaltzener Speiß genossen, aber nie getrenckt noch begossen: Überred er die Bauren inn Mechelburg, denen ihre Jungkherrn kein grösser Phalarisch straff anthun können, als wann sie dieselbigen ein Tag hinder den glüenden Ofen spannen, und ihnen nichts dann rostig versaltzen Häringsnasen zufressen geben, aber gar nichts zu trincken: da wer kein wunder, sie leckten vor durst die Kacheln, oder rüfften wie der Reich Mann im Nobiskrug nach eim nassen Finger. O ihr glaßfegende Herrlein behüt uns Gott vor diesem Fegfeur, unnd schick uns unsers Großwurstiers feißte Kuchen zu.

Dann in derselben war Protfrission von aller hand magenkräfftigem Protviand unnd Labsal, zu allem anlauff fertig,[73] wa man mit eim Glaß her stach: Als nemlich gute Munition von Schuncken, Spintspeck, Füllspeck, quia Caseus und Schunkuß, die machen optime trinck auß: Unnd dieselbige auß den besten orten, nicht von Magentz noch Mentz, wie es die Frantzosen nennen und meynen, dieweil man etwar daselbst von unden herauff mit schuncken hat gehandelt, sonder auß Westfalen unnd Frißland: wiewol etlich auch von Baion im Gasconischen Biscai, da die Leut singen, wann man sie auffknipfft, so fro sind sie der Himmlischen Freuden: Item ein festung von gesengten Speckrimen und Speckseiten, darzu nie kein Schermesser kommen, unnd von Backen, Pratfercken, oder Spanferlin auß Bayern: Item von allerley geräuchtem, gedörrtem, eingesaltzenem, und grünem fleisch: Auch viel Thunnen voll Waidelendens Hundsbefürtztens Wildschweinens, deßgleichen von Mastrindern, Weydfleysch, verheylten Stieren, Vernondten Stechkelbern, verschnittenen Ochsen von Pfarren oder Farren, Rindbacken sauber außgebeynt, geruck, Hammelsköpff, Nirendeckige, oder Nirenhenckige Lämmer, von schwartbehauenen Schweinen, Unabgelertem Speck, von Beckermoren, Ackerschweinen: und guten vorrhat von starcken Quallen vom Hundsruck und Hanenkamm, mit Zwibeln den Egiptischen Göttern gespickt, außgefüllt, eingebaißt, inn Essich versaurt, und saurveressigt: ungeacht der Araber und Galenisten Zanck, ob gepratens oder gesottens feuchter und trockener sey. Ich wolt sie beide mit eim solchen feuchttrockenen schwallen und Quallen wol eins machen, wann ichs den einen für feucht, den andern für trocken ließ verpancketiren, und darbei trocken und feucht abschmieren, daß ihnen die Naß ins Maul müst distillieren.

Item ferner im text, verschantzt mit Hammen, hinderviertheiln vom Schöps, Hammelebug von Franckfort, Geschnätel von Kalbfleyschtigen Hammen, Gänßmeuen, Schenckel, Castraunenfleysch, Schützenprätlin, Kaltgepratens von Wittenberg, Pans in der Sultz, Hammelsschlegel, Stockfischpläuige eingemachte Lumel: gerollte Wammen, Spallen, Kalbspraten, Nirpraten, ein gethonnet Fleyschmauen, Zemmer und Knöpff von Hirtzen, Rechschlegel, hinderlauff, Bug vom Räch, Hirschenlummel, Lämmerpraten.[74]

Item libenter (heißt ein Pfaffenfisel, unnd semper ein Wolffsmagen) gereuchte, eingesaltzte Ochsenzungen auß Ungarn, Hirschleber auß dem Schonbach, gesaltzen Botter auß Holland, Kompost auß der Kappesbütten, Ständel voll Senff von Obernähenhaim, Säck voll bitterer Mandeln von Speir, Ballen voll Pfersich vom Rein, Bütten voll geplotzter Rettich unnd gekotzter Mörrettich auß dem Elsaß, Hackstöck voll füllmägen, saltzis, geprüten kalen Kalbsköpffen, Kröß, Schweinenfüsen weiß geprüt wie unserer Köchin Waden, inn Essich oder Galrei: das Testament von einer Ganß auß dem Nördlinger Ried.

Demnach gerüst mit seiten und Prustwehren von gedörrten, gereucherten, gesottenen, gepratenen per omnes casus unnd Species Würsten, Halsbesteckten Leberwürsten, Kropffstopffenden würgenden Pluthunden, glatgehöbleten Schübling und Pratwürsten, Lantzknechtischen Schübelwürsten, räsen Pfefferwürsten, Bauchplehigen Roßwürsten, stulgengigen Mettwürsten, zitterigen Rech und Hasenwürsten, Rosenwürsten, Saltzsutzen, Kropstösigen Plutwürsten und Flämmischen Hillen, In nostra villa, tigno suspenditur hilla, die sie zur grösten zier umb den Tisch hencken, daß sie eym auff Schlauraffisch ins maul hencken, und alle andere omnis generis fartzimina, welche er alle, wann er zur Zech gieng an gürtel umbher hencket, wie die Schwebische Furleut die rote Senckel, über das glat artlich gekerbet ledere gesäß, oder wie Clauß Narr seine Genß, da er seinen Fürsten Fritzen im feld sehen wolt, oder wie jhener, der die Brettstelln verbarge.

Unnd solche Schweinene Ael ließ er nit pringen von Luca: Wiewol sie daselbs dz künstlich Wursteisen und die gantz wurstichitet wöllen erfunden haben: dann er forcht, sie möchtens ihm auch schmincken und schmieren, wie sich die Weiber daselbst durchleuchtig anstreichen. Auch nicht von Bolonien, dann er besorgt das Lombardisch gifft: Sonder von Dingelfingen: von Filtzhofen, auß Bauren Baierland: auß der Eiffel, und wo der Saurtreck eycheln gibt, und die Eicheln wider saurtreck machen.

Dise hielt er für beissiger unnd anatomiriger als der Engellender unnd Spanier Ertzknappige Künigklein, Katz und Motzenfleisch. Auch für Magenstilliger, genießlicher und erschießlicher,[75] als das Weibergepräng, unnd den Meydleinschleck, den man mit spitzen fingern unnd messern fürlegt, Als jung Hanenhödlin, Hechtschwentzlin, Krebseyerschwentzlin, röglin, Meißnische Zäußleinmeglin, Karpffenzünglein, Rupen oder Rufolckenleberlin: Hasenhirnlin, Nierlin, Lerchenklölin, Entenfüßlein, Genßmeglin, Congerköpflin, Genßfüßlin auß dem Pfefferlin, Barbeln han ein süsses Meulchen, brachten jenen Reuter von seim Geulchen: Schlehenconfect und diß geschleck, mit ihren Kindbetterkenlin: dann solche verstecken meh inn den Seckeln, als sie in den fingern lecken.

Den verketzerten, Hechsengeprendten, gefeurten, gezimmerten, beimberten, bekümmerten Butterpraten, ließ er den Banckprüchigen, Arsplaterigen, Bitterdäschigen, übelsessigen, Land und Tischraumigen Kaufleuten und Fürkeuffern, die mit ihrem fallement, machen fluchen viel tausent Sacrament: dann die kost es wenig, wann sie es mit ander Leut gut, oder mit fersengelt zahlen. Wie er auch der Berendatzen nicht achtet, er ließ sie den schwertapigen und greiffklauigen Fürsten.

Folgends hett er ein Schlachtordnung von weissen, plauen, gelben, grünen, aussetzigen, Zöhstinckenden, faulen, mürben, würmwüblenden und fallensichtigen Käsen, von Küen, Zigen, Geysen, Schafen, Reinigern, ja auch Eseln, Aber nicht von Bauren noch Beurinen: Dann er wußt, das Caseus und cœpe, die kommen ad prandia sœpe: Unnd Caseus und Panis, sind köstliche Fercula Sanis. Stunden derwegen da vielkrautige, Kütreckige, Graßgrüne Schabziger, sampt den Holeisen und hobeln auß Schweitzerland (dann dise gefüln ihm besser dann die Reibeisen zun Muscatnussen, unnd die Rubeneisen für faul Megd) Parmasaner auß Walen, die man nicht schneiden, brechen, rauffen noch ropffen darff, sondern schaben, wie die Bairischen Rüblein, die köstlichkait halben den Gallileischen Feigen verglichen werden, Schwartzwälder auß Chaldea, Mönsterkäß auß dem Weinsas, Ziger von Glaris, Kreutzkäß von Werd, welche die Schweitzer gern im Wapen führen, Delsperger auß freien Bergen, Sanerkäß auß Wiflispurger Gäu, Geyßkäß auß Hessen, Speißkäß, Hasenkäß, auß der Grempen geses. Item Ostergottische Helsinger,[76] Narwegianer, tausentpfündig Finlendisch Geyßkäß mit Mirten gereuchert, Bithinisch Käß, die von Muterleib gesaltzen sein, Scandisch Käß, die allein die Nastropfige Weiber machen, und in formen bachen, an deren eim zwen Bauren auff Mistberen, wie am Cananeischen trauben zuketschen haben, und die Rinde darvon für Tartschen und Schantzkörb prauchen, Auch Nemauserkäß, Wasgäuer, Hornbacher, Putlinger, Holender, Degenseer, Riser, Almer, Frißlender Mümpelkäs, der Meißner Napkäß und Querge etc. Unnd was dergleichen mehr sind: die legt und setzt er auff einander stafelsweiß für Pollwerck wie die Gerber ihre Loskäß, und die inn Nordwegen ihre Stockfisch.

Es war ihm ein lust zuzusehen (wer gern Purgiren wolt) wann er die vermoderte, verkoderte, verschloderte unnd verfallene Käßzinnen etwann mit schauffeln auff das Brot striche, und die lebendige Käß und Lindwürm zwischen seinen Zänhammern unnd Mülsteinen also sauberlich zermalmet und zerknirschet, das es lautet als wann ein Galgen voll gestiffelter Bauren bei Nacht durch das Kot ins Dorff stampfften und postierten, oder ein viertzig Baurenmeydlin auff der Alp Stro in Leymen tretten, daß ihnen das Leymwasser zur quinternen hinauff stritzet. Dann nach seim todt, haben etliche Lumpenstämpffige Papirer, unnd Saurpäppige Buchbinder, sein ober und nider gebiß für Glätt Zän geprauchet.

Letzlich hett er zu eim hinderhalt unzahlich viel Häringsthonnen von gewesserten, bezwibelten, beessigten, gesaltzenen, frischen und roschtigen Höringen und Böckling, welche rochen wie deiner Magd pfu, von welchen er ihm pflegt wöchlich eyn wichtige Ketten zumachen, und hieng sie umb den halß, wie ein Zanprecher die Zän: welches warlich ein schöner fund für die Thöringer ist, der ihnen dann nun ein lange zeit, wie uns Theophrasti kunst, verborgen gewesen: Unnd auff daß ich nicht mißgönstig und saumig an meiner treu befohlenen Lehrkinder underweisung erscheine, will ich ihnen dieselbige vil treuhertziger, als Alex Pedemontan sein Secret, offenbaren: So wißt, daß er gemeynlich die Heringsnasen bei vil Regimenten, wie man sie kluppenweiß fängt, durch ein strackseyl zoge, wie die Kinder die Butten anfademen, und die Weiber die Aeschenrößlin anweiden: dieselbig[77] wand unnd wundt er alsdann fünff, sechs, sibenfach umb den kragen, eng in einander, auff daß ihm die durstige Schlucker nicht drein fülen und es ihm zerwülen: Als dann bei den zechen küßt und leckt er sie hinden und fornen wann und wie er wolt. So hielt er auch sonst auff Diogenisch in der Teschen hauß, zog auch etlich Regiment Schmorotzermäuß darinnen: Wa er zur seiten hin griff inn die Diebs oder Commißsäck, in Hosen oder Ermel, da war er gespickt, auff daß auß mangel einiger Labsal, er nicht inn onmacht sünck, wann man ihm nicht bald zutrünck.

Deßgleichen vergaß er sich auch nicht mit frischen Fischen, als allerhand Bratfischen vom Bodensee, Hausengalreien, gebratenen Forellen, Hausstockfischen, Dörren, Posten, Prösem, Stören, scheiden, Rot Fohren, weiß Orffen, unnd gel Haselnaschen, Raumen den Streydasgütlein die Taschen. O kugelhaupt, gebachen Pirsching für die Pfaffen gut, gebraten Latfohren gut zum Salat, Miltzhäring gut zum sauren Kraut, gereuchert Rencken, blo Felchen, weiß unnd gelb Gangfisch, Rüdling, Kelchlin, Lauben, Truschen, Ropelen, die er nach der Feldmesserkunst, wie die Winterige Lappenländer treissig und ein viertheil von einer Elen hoch als die Holtzhauffen im Buchwald ordenlich auff einander zimmert, auff daß sie im lufft recht genug Wackensteinig erhärteten, unnd wider mit laugen zu miltern, noch mit Stempffeln unnd Stampffmülen, Treschern unnd Stockfischklopffern zuerweichen weren: dann solches übet den Magen mechtig wol.

Weiter versehen mit frischen und gedörrten Hechten auß der Speckbrüe, oder blau abgesotten auch mit gebratenen Salmenrucken auß Schotten: Ja bist du da kranck, so hail dich der Fischerhans zu Costentz, und die faißt Kuchen.

Zur Not aber des unversehenen überlauffs braucht er 200 kad würffelsweiß geschnitten unnd inn Butter geröstelet, geschwaisset und geschmeysset, gebreunlet Brot, dann solchs sind zum Schlaftrunck die kramatsvögel, wie die gesaltzene unnd befenchelte rindlein unnd Kröstlein die Trincker Marcipan zum untertrunck. Laßt auch die Specksupp kochen schier, Gebachen Eyer viertzig vier, so speien dann des leichter wir. Auch Pfannenkuchen, Nonnenfürtzlen, Polster, Krapffen, Nudeln, Pfanzelten, Baurenküchlin, gebraten Maroni[78] und der Schwaben Nuß im Leyderlin, etc. ein braun fut auff eim weissen Teller, zerschnitten Köller. Unnd deßgleichen unseglichens geschmeyß mehr, welches mir nicht alles einfällt biß zum Schlafftrunck, Ich steh aber erst auff, derhalben ein guten morgen.

Habt ihr dann nun ihr meine zuloser vernommen wie unser Kleinbusier, Grandbruchier unnd Großbuchier ins Maratonisch Graß unnd Praß, Groß und Froßfeld gerüst sey kommen, unnd sein Schiltwacht mit NachTischen bestellt hab: so gedenckt was euch zu thun werd sein: Ist er durch solche leibzucht zu einem anfichtigen Himmelsstürmer Alpenketscher unnd Bergversetzer worden, was meint ihr, es könn euch nicht auch gedeien? Gewiß wie einer Speiß braucht, also lebt er auch, rauhe Weyd, macht rauhe Leut, zarte Süpplin und Meysenripplin, bringen auch zarte Püpplein, lebhafft Fleisch, lebhafft Geyst, schleimecht Fisch unnd Ael, machen schwermütig und schwermägig Leib und Seel. Was? der Mußversotten, verspanischpfeffert, geketzert, vermischt, zerknischt, versüsselet, verröstet, verräset, verbrant plunder, solt eim die höll im leib anzünden und den Teuffel verbrennen. Dann saur heyß gewürtz, bringt saur heiß Fürtz, darauß die Merdici gleich prognasticken von folgender Gottsackriger ewiger durstleschung unnd Himmlischer gesundheit stellen.

Gewiß es ist nicht ein klein theyl der Gesundheit, wann die Wind ihren gang haben, Ich weiß daß der, dem gester der Truckenscherer den Sack verknipfft hat, hette gleich so wol als der Fürst zwentzig Gulden darumb geben, wann er schon in ein Laden hett sollen darumb einbrechen, daß er noch inn eim Jar ein klein Schleicherlin mit freiem leib hett lassen mögen, begert dannoch kein lohn darzu, als des Abts Narr, der von seim hinderdonnerklepffigem Doppelhacken auch Doppelsold fordert.

Botz Angst, wie eben recht, bei dieser Fartzbüchssen erinnere ich mich eben unsers Landwüstiers Fest und Feldgeschützes: welches er hin unnd wider inn den Pasteien, mäußlöchern, Gewelben, und Trachenhölen auff Ligerlings Rädern versteckt ligen hatte, großgebeuchet, wolbereyffet, starck bedaubet, scharff bezapffet, rund verpontet, künstlich[79] behanet: aber nicht alleine von außen wundergaffig, sonder auch einwerts sehr kräfftig, und safftig: dann was genüget einen erfahrenen Schützenmeister, die herrliche Zeughäuser zu Wien Straßburg unnd Nörnberg oben hin zubesehen, wann er nicht auch jedes stücks gelegenheit erfahret. Also was hilfft mich, wann man mir das groß Faß auff dem Schloß zu Thübingen, die Kellerei zu Schafhausen, und die Berggebärende alte Fuder zu Murbach weiset, wann man mir nicht auch den Wein vom heissen Sommer darauß also zuversuchen gibt, daß ich die Kellersteg nicht mehr finden kan: wiewol die Leut, die es eim weisen, selbs so verstendig sein, und wissen daß einer den Babst nimmer on ein zwenfingerigen Herrgottseseligen segen sihet. Ich weiß wol, wie es dem Poeten gieng auff der Hochzeit zu Studgarten, im Kellerstüblin, da ihn das neu Faß anlacht, welchs hielte der Fuder zwentzig siben, welche ihm recht die Reiff antrieben. Grandgusier ließ auch ein Weinkeller in ein Felsen hauen in welchem er etlich tausent Fuder Weins ohn Faß erhielte, besser als ein Bischoff von Würtzburg, der solches auch unterstunde, oder der zu Trier auff dem Schloß Ehrnbrechtstein.

Hierumb so wißt, daß es nicht ein Nam on den Kram sey gewesen, sonder Revera heißt ein Minnbruder, versehen mit wolmundeten, Maulreissenden, Zapffresen, Lautschwatzenden, Zungklapffigem, Zungzwitzerigem, Zungkützeligem, Glaßschwitzigem, rauschdantzendem, brentzlendem, graugebartetem, röschem Wein, von fürnen unnd heurigem, Dörrsommerigem unnd järigem, mostigem und verjartem, welche allerhand Hoffarbröcklin anhatten, dieweil sie ein Reichen Herren haben, der sie kleidet, wie König Salomons Plumen, geferbt als die Sempachische Schweitzergeseß, Frantzösische raupenferbige Mäntel, Spanische Zigeinerparetlein, Antörffische Bottenhüt, Straßburgische Müllerhüt, vilwürstige gemalte Lätz mit Landsknechtischen Fenlin durchzogen, Feldzeichnete Halbmonverfinsterte Wapensgenosse Arsbacken, Pritschenschlagerische Schellenröcklin, Liripipische Achsselbrüch, und sonst Verbum Domini manet im Ermel, unnd etc. bundte Bundschuch einerlei farb wie die Schwestern per omnes ordines gehen, unnd wie sie Velten Bock im Farbbüchlein beschreibt.[80]

Ihr versteht mich wol, wann ich sitz, ein jeder ißt unnd trinckt es, nach dem er ein Kalenberger Krautkopff unnd verplanetirten Calenderschedel hat. Der ein Rebenflachs, war Claretrot bekleidet, der ander Liechtrot behütet, der dritt Schwartzrot verkappet, der vierdt Goldgelb gekrönet, der fünfft Lederfarb gestiffelt, der sechst bleychart, der sibend ein Participium unnd Schiller, inn Schillers thon zusingen unnd zubringen: Intelligis, Allkant Wein, ist mein Latein, wirfft den Bauren über die Zäun, unnd stoßt die Bürger an die Schinbein.

Da war Ehrwein, wie man ihn möcht dem Schultheiß ins Ampt schencken, war Landwein, Brachwein, Traberwein, Fuhrwein, Fuderwein, Rappis, Kirschwein, Bastart, Bruder Morolff, Weichseln Wein, Trupffwein, Nachtruckwein, Moscateller, Belner, Arboiser, Beaner, Spanischer S. Martin, Romanei, Frantzösischer Orleanser, Lionischer Muscat, Weinseck, Börwein, Ougstaler, Reingauer, Mentzer, Necker, Moseler, Thonauer, Granwiler von der Etsch, Flaschenberger von Montfiascon, Est, est, propter bonum est, meus Dominus hic est. Vernetscht ist gut Verniß, Eckwein, Scharnickel, von Tai, Bisantzer, Wetterwein, des Babsts Pii 4. Mangeguerra unnd Freß den Feind, der ihm das heylig Habetglid so offt hat erhaben, biß er ihn habet auß dem Sattel gehaben, Ungarische Georger, Klyber, unnd Symiger, Mergobremer vom Main hat bremen, Calobriger, Marckwein, Wibacher, Rosatzer, Ottenberger auß dem Turgäu. Von Veseva und Surent, den mein langwadeliger Bruntzhalter und schwimmer Peter Gravin gern tranck, Brubacher, Grünstätter, Fürstenberger zu Bachrach, O Bachi rach im Rauhen Rachen, solstu heut erwachen, wie wird dein Gurgel lachen. Ja da war mehrley Wein dann zu Studgart auff der Hochzeit beschrieben werden, als Würtenbergischer Weidenberger, der von Lauffen, so etwann die Ferdinandischen Knecht machet lauffen, und die Landgrävischen nachlauffen. Item der Elfinger, so die finger und beyn Elenlang macht, der Beutelspacher, so die Beutel machet krachen, der Hebbacher gieng glatt in Rachen, Rote Felbacher, Mönchberger, Beinsteimer, weiß und rot Wangheimer, die offt gut Verß helffen erdencken, wann mans Poetisch thut einschencken, Seckenheimer[81] auß der Pfaltz, sampt Guntheimern, Dürmsteinern, Manheimern unnd Gänßfüssern, starck von geschmack, die einen bald werffen auff den Sack: Steinheimer auß Francken.

Item Seiffwein, Treiffwein, Tropffwein, Pfaffendorffer, Peternacher, Scharlacher (eyn schöne farb zu eim Kleid) Brendeler, Leutenberger, Hirtzenauer, Heintzrucker, Ruck den Heintzen, Kochheimer, Loricher, Haßmißhauser, Pontricher, Gulscher, Engergauer, Frinckeler, Leinsteiner, Renser, Filtzer, Horcheimer, blutiger Maulbörischer Wallischer, Heintzenrock, Bisenberger, Turgeuischer Berlimost, O Katzenthaler, und Lüppelsperger von Reichenweir, wie halten euch mein Lippen so theur. Wein vom Noha und Sara, den Göttlichen tranck Nepente oder Ochssenzungen Wein, und Leydvergeß.

Item Osterwein, Tramminner, oder Trabrauter (wie jene Jungfrau, die nit gern das bruch nent, sagt) Reinsfelder, Keysersperger, Andlauer, Rangenwein, Pfedersheimer, Astmanshauser, Treckshauser, Rotz oder Kotzberger, Curßwein, Veltliner, den Keiser Augustus gern tranck, Reiffwein, Reinfall unnd Pinöl, ist gut öl, Roter Marlheimer, unnd von S. Bild, o wie milt: Kalenberger, etc. In summa es war allda ein solch einreuten von Wein zur Aechßt und Schiff, als vil all Berge Trauben geben, wie viel kornär an stengelein heben.

Item inn einem besonderen NebenKellerlein, die Schleckwein, und die Essigfäßlein. Dann Essig macht Essig, unnd macht die schwere Köpff lässig.

Deßgleichen in einer Kellershülen vielerley Weinmäßig, wolgebrauet, glitzend, schmutzig, dunckel, dick, kleberig Zith unnd Bier, für die Hopfenbrüder unnd Birmörder, als so Bremisch, Emdisch, woldäuig Englisch, geförnißt Juppenbier auß Gersten von Dantzwig, augenblendig Neuburgisch, Töringisch, Bambergisch, Schwabachisch, Masauisch, Liflendisch, Stetinisch, Hamburgisch und Lubeckisch Weitzenbier, Einbeckisch hopfenbier, Torgisch gewürtzt Bier, Nachbier, jung Bier, dünn bier, Kufenbier, Kleienbier, und sonst selsam geschelet Biren. Item Begeranischbier, darvon geschriben steht, Begerana est omnibus sana. Vorcellischbier, Friburgisch bier, Neumägisch Juckstertz, Werdisch Brühan, Binackel, Scerpbier, Prisanbier, Wurtzisch, Zerbstisch, Rostockisch,[82] Bernauisch, Rebin, Garlebin, Soltwedelisch, Kolbergischbier, der Erdtfortisch Schluntz und Kidegern, der Braunschweigisch Mumm, Leipsisch Rechenrastrum: Ein Topff, Scherpetum, zwen Rastrum, dat spanque coventum: Magdeburgisch Filtz, Goßlarisch Gause, Quitschart, Kühschwantz, Kälberzagel, Büffel. Item Franckfortoderisch staffeling, Betörwan, Schlipschlapp, Fitscherling, Stampff in die äschen, störtz den Kerl, Batzmann, Hotenbach, Glückelsham, Sperpide, Horlemotsche, Stroheingen, Bastart, Rutetop, Helschepoff, Lorch, Itax, Salat, Streckelbörtzel, Fertzer, Rolingsbier, Raseman, Kurfinck, Kressen, Fidelia, Alcklaus, Mortbotner, Reisekopff, Lötenas, Hartenack, Preibot, Mückensenff, etc. Hei wie süßklingend Sirenisch Tauffnamen, eben wie die Gevattern sind.

Aber was bemüh ich mich lang, all seine Lüllzepfflin zuerzehlen, ihr könt selbs erachten, daß er, zu dem als er ein Kölnischer Weinkoster und Straßburgischer Zepfflinsauger von den Weinstichern war, nit den schlechtsten getruncken hab: Ich hets ihm auch nicht gerahten, dann warumb wachßt gut Wein, wann man den bösen wolt trincken ein? dem Teuffel zu mit den Weinkömmen und Weinsophisten, die den edelen safft mit Schwebel unnd Speck verketzeren: Der lebe inn æternum, der gibt potare Valernum, wer aber mir gibt villum, all Teuffelsplag torqueat illum. Sanct Urban wöl die Seel erfrischen, die mir einschenckt den frischen, und daß derselb bekomme das grimmen, der mir einschenckt den schlimmen. Nur Kleientranck für denselben Prenckelschencken, oder Moscovitisch Habernwasser, oder Tartarisch distilliert Pferdsmilchwasser, oder Aepffeltranck auß Hessen. O du edeler Wetzstein Cos, du bist für all Edelgestein mein trost, du kleidest mich für hitz und frost, dich eß und kau ich för mein kost, du machest daß mir kein gelt verrost: du bist mehr dann mein Rippig dürr Weib mein Rippenkost, wan michs kost: Bei dir ist color, odor, sapor und tactus, du bist die Ars Cos, das ist des Schaubels Algeber Regel. Ich kan nit Rebenhänsleins Segen, daß ich könn dein gantz lob erwegen? Aber das weiß ich frey, daß der Wein mitten im Faß am besten sey, unnd im Winter am stercksten, dann er bringet sein külwasser alsdann mit sich. Nur Catholischen Wein her,[83] so sich auff seine güte verlaßt. Was soll ich viel erzehlen, was man allda für Frucht und getreid zugeführt habe vom Kochersperg, vom Wormsergäu, vom Neckerthal, von der Rems, von der Glems von der Viltz, und von den Oesterlingen zu Schiff, Ich bin keim Einnemmer übers Register kommen, wie Froumenteau über den Frantzösischen Finantzhabern: es sind mehr Wägen da gefahren, dann gefahren sind zu jeden Jaren, der Eißschemel im Rheine groß, wann im Früling der Westwind bloßt: alle Kästen, Speicher, Schütten und Gebien lagen voll.

Hiemit so seie es genug für diesen Heller, von unsers Großhustiers Koch unnd Keller? ihr habt jetz sein Magengrentzen, Magentzen, Magenstädel, Bauchgetäfer unnd Därmgebün verstanden, nun ist sein würckung noch dahinden vorhanden, die darauß ist entstanden, da hört zu in allen Landen.

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 65-84.
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