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[375] Koenig Bittergroll, als ihm die, so auß der niderlag, da Hauptmann Wurststumpen von Kuttelnbach die stumpen dahinden ließ, unnd entkuttelt ward, entkamen, den Handel, wie es mit dem Gaucklerteuffel ergangen, referierten, ward er so gichtig, böß und kiebig, daß er vor zorn ein Nuß mit dem Arß auffgebissen het, fürnämlich da er vernam, daß ihm auch die Teuffel abgesagt hetten: unnd hielt die gantz Nacht raht: zu letzt beschlossen seine Hauptleut, Herr Hastiveau Schöllkopff, Pfankratz Streichdenbart, Hannibal Truckinsgseß, Clade Toucquedillon, Nickel von Degenrauschenburg, Sebald von der Beseichten Scheiden, und der Freyherr von Schnuderentingen, er were mit seim Heer so mächtig, daß er auch alle Teuffel, wann sie kämen, bestreiten könt. Welches doch Picrochol nit so gar kont glauben, gleichwol verzagt er nicht: Sondern schicket mit den Hauptleuten Streckdenstiel und Niergentan, sechzehen hundert Reuter zu leichten Pferden zum Scharmützel das Land zuberennen, alle mit geweiheten Fanen, wol genetzt unnd besprengt mit Weihwasser,[375] und ein jeder ein Pfaffenstol, hinden am Rucken abfligen für ein Feldzeichen, auff daß sie auff allen fall, wa sie die Teuffel antreffen, beid durch krafft dises Gringorianischen Wassers, unnd auch der Kerseufelstol und kehrtheuffelstol, sie vertriben und verjagten.
Ranten derwegen biß ans Sondersichenhauß bei Vauguion, trafen aber niemand an: derhalben stutzten sie weiter, biß sie bei Cudrai in eim Hirtenhäußlin, die fünff Pilger fanden, welche sie feßleten unnd mit allen vieren, wie die Kälber auff die Roß banden, und für Außspeher darvon führten, unangesehen wie sehr sie dafür schwuren, und ihre Heilige Muscheln zu pfand lassen wolten.
Als nun die Bittergrollischen daselbs herumb bei Seuile umbschweifften und streifften, ward ihren Gurgellantua innen: und red gleich sein Volck an. Ihr Hopffenbrüder, hie werden, wir zuthun gewinnen, es seind ihren zehenmahl mehr als wir, wollen wir sie ansprengen? Wat den Teuffel, sprach der Mönch, was wolten wir sonst thun? Wir seind drumb hie: wolten ihr die Leut nach der Zahl unnd nicht nach der manlichkeit schätzen? Viel Leut, viel beut: viel Feind, viel ehr, sagt Fronsperger: Rufft demnach, sprengt an ihr leibhaffte Teuffel, sprengt an: Wir wollen ihnen das Weihwasser geben. Welchs als es die Feind horten, meinten sie es weren warhaffte Teuffel, fiengen derhalben all an mit verschossenen Zaum fersengelt zugeben. Jedoch Hauptman Nienenan, der legt die Glän ein, unnd rant inn vollem Ritt dem Mönch auff die Prust: Aber so bald es die Teuffels schrecklich Kutt antraff, bog es sich beim Späreisen, als wann einer mit eim gewächßten Faden auff ein Ampoß schlüg, oder mit eim Federkengel an ein wand rent: Hingegen der Mönch versatzt ihm mit dem Kreutzstock so ein unsaubers zwischen den Halß unnd halßkragen auffs Acromibein, daß er ertaubet und schwindelet, unnd nichts umb sich selbs wußt, ob er ein Knäblin oder Meidlin wer, und ihm gestrack für die Füß ful als ob ihn der Hagel herab schlüg, und vergaß auffzustehn: unnd als er den Meßschleier ihm auff dem Nacken sahe, sagt er zu dem Durstgurgeier. Botz Chrisam, es sind nichts als Pfaffen, bei dem sackerleiden: Aha, das ist erst ein anfang von eim Mönch: bei heiligen S. Jan ich bin ein rechter außbund[376] von eim Mönch, ich will euch tödten wie die Mucken, 9 inn eim streich, wie jener Schneider. Bei dem Heyl. S. Erharts Beihel, soll mir einer entlaufen, so soll ihn der Teuffel holen. Jagt ihnen demnach hurtig nach, biß er die letsten inn der flucht ertappet, da schmiß er unter die Nussen, da sie am dicksten stunden, und biß vor girigkeit die Lefftzen durch wie Scanderbegck.
Keibkamp fragt unter des den Gurgeldurst, ob sie ihm nachsetzen solten? Nein, antwort er, dann nach rechter Kriegsart soll man den Feind nimmer in die äusserst Eisenprechend noht setzen, unnd inn verzweiffelung pringen: weil ihm solche nohttringlichkeit ein frische sterck unnd muth auß vorstehender gefährlichkeit und scham einjagt, welcher zuvor gantz erschlagen niderlag: und ist kein besser mittel für erschrockene unnd mutlose Leut, als kein Hoffnung ihres Heils wissen: Der verzweiffeit würd erst verteuffelt: wie viel Victorien sind verschertzt worden, wann man also gar zur internecion, unnd biß auff den letsten Man alles hat wöllen auffreiben, daß auch keiner, der die Zeitung brecht, überplibe. Thu eh dem Feind Thür und Thor auff, und mach ihm ein gulden Prucken, daß er fort mög rucken. Aber sprach Keibkamp, es ist mir leid, sie haben den Mönchischen Hasen bei den Ohren. Haben sie, sagt Gargantua, den Hasen, so geb Gott daß sie ihn im busen haben, so wird es sie nicht vil Frommen. Aber ich rhiet, wir bliben hie in der stille auff der Walstat, allenthalben auff den fall gerüst zuzuspringen. Dann ich seh jetzund was unsere Feind im Schilt führen, daß sie alles ohn rhat auff wol gerhat angreiffen.
Unter des sie unter den Nußbäumen also halten, jagt der Mönch inn alle macht hinden nach, schlug ohn genad Todt alles was er antraff, biß er ein Reuter betrat so der Armen Pilger einen gebunden hinder dem Sattel fůhret, und wolt ihm da sein sächlin machen: davon ruff und schrei der Pilger: Ha: Herr Prior, mein Freund, holla mein Herr Prior helfft mir, ich bitt euch umb Gottes willen. Seit ihr nicht Prior, so helfft mir doch wie ein Abt. Welches als es die Feind erhorten, ritten sie wider hindersich unnd als sie sahen, das niemand als der Mönch da war, der ihnen solche schmach anthat, setzten sie an ihn, und treschten auff ihn wie auff ein[377] Esel, aber er empfand nichts, wa sie seine Kutt trafen, so ein harte haut hat er: demnach fiengen sie ihn, und gaben ihn zwen Schützen zuverwaren, warffen den Klepper umb: Und als sie sahen daß niemand wider sie war, meinten sie Gurgelstroz mit seim geschwader hab das Feld geraumet: Ranten derhalben mit verhängtem Zaum gegen den Nußbäumen zu, die Gargantuisten zuschaisen, und lisen den Mönch allein mit den zwen Schützen. Strotzgurgel erhört das getümmel und der Pferd geschrey (dann einer unter ihnen legt sich mit dem einen Or auf den boden) und red sein Volck an. Ihr Gesellen, ich hör unser Feind inn vollem trab daher stutzen, sie werden uns ein pancket wollen schencken, es seind ihnen mehr dann ein Galgen voll, wir müssen uns warlich zusammen packen, und fledermäusig zusamen schicken und halten, laßt uns hie diese Straß zum vortheyl einnemmen, so wöllen wir sie wie ehrliche Stallbrüder zu ihrem Schaden empfangen, daß sie den Boden küssen müssen, unnd den Tact schlagen mit den füssen.