[40] »O mein Gott!« – rief sie; und wand sich aus meinen Armen.
»Können Sie mir verzeihn!« – sagte ich und umfaßte ihre Knie.
»Es wird unsre Abreise beschleunigen« – antwortete sie wehmüthig, und wollte sich entfernen.
»Marie!« – rief ich außer mir – Marie! verlassen Sie mich nicht! verlassen Sie mich so nicht!
Sie. Welche Unvorsichtigkeit von mir, hier her zu kommen! – aber wie konnte ich vermuthen! – Sie hatten Ihr Wort gegeben.
[40] Ich. Ich werde es halten! ich werde es von nun an halten; und sollte es mir das Leben kosten! – aber um Gottes Willen sprechen Sie nicht von Abreisen, von Entfernung!
Sie. Sie zwingen uns dazu, wenn auch unsre Umstände .....
Ich. Ach werde ich nie etwas davon erfahren? – werde ich nie wissen wem ...
Sie. Das hängt nicht von mir ab.
Ich. Marie! theure Marie! ich heiße Gustav. – Sie lächeln? – o Marie! ein einziges Mal, nur ein einziges Mal sagen Sie: Gustav ich hasse dich nicht – – Marie hassen Sie mich? – Marie! Marie! können Sie mich lieben? – –
»Meine Mutter ist aufgestanden« – rief sie erschrocken – »Ihre Fenster sind offen. – O mein Gott! warum bin ich hier her gekommen![41]
»Bereuen Sie es Marie?« sagte ich, indem ich ängstlich ihre Hand ergriff – o Marie! nur das einzige Wort! – Wer weiß ob wir uns wieder sehn – Marie! bereuen Sie es? –
Sie schwieg – aber noch eine Secunde und alles war verwandelt. – Dieser Blick! dieser Händedruck! – sie war fort, aber der Himmel blieb in meinem Herzen.
Heinrich kam mir mit Vorwürfen entgegen. In einer andern Stimmung würden sie mich aufgebracht haben – Jetzt aber ließ ich ihn gelassen fort reden. Erst lange nachdem er mir mehrmals die wahrscheinlichen Folgen meiner Unvorsichtigkeit vorgestellt hatte; fing ich an mein Unglück zu begreifen.
Aber es wirkte nur auf meinen Verstand, mein Herz war noch immer voll Entzücken.[42]
»Sie liebt dich!« war mein letzter Gedanke, an diesem traurig - schönen Tage – sie liebt dich! war mein Erster am folgenden Morgen beym Erwachen.[43]