[127] Es schlug elf Uhr. Entzückt und parfümirt wie ein Liebesgott eilte Herr von D. auf den Siegesplatz. Die Thüre war offen, und Jeanette lag halbentkleidet im Bette. Er eilt auf sie zu, schließt sie in seine Arme, und bedeckt sie mit seinen Küssen. Schon wollte sich seine verwegene Hand verirren, als die Thüre aufflog, und seine Gemahlin mit zwei Lichtern hinein trat.
[127] Comment? Comment? sagte er stammelnd: Par Dieu! Wie finden wir uns hier? Ist das Ihre Schlafkammer, Madame? Ich glaube, ich bin mondsüchtig, mich so zu verirren.
Sie (aufgebracht): Sparen Sie Ihre Entschuldigungen. Sie haben mich längst daran gewöhnt. Aber Sie sollten sich schämen, ein unschuldiges Kind zu verführen. Suchen Sie Ihr Vergnügen auf: ich liebe Sie zu wenig, um Sie zu geniren. Aber dieses Kind ist mir anvertraut, und ich werde ihre Tugend zu bewahren wissen.
Komm, Jeanette! fuhr sie freundlich fort, indeß Herr von D. mit verbiss'nem Aerger dastand. Komm, Jeanette! von nun an sollst du bei mir schlafen, Monsieur möchte dich sonst noch einmal überraschen.
Herr von D. wollte antworten, aber sie nahm das Mädchen bei der Hand, und überließ ihn seinem Verdrusse.