[149] Es war vier Uhr; sie traten in die Kirche, und fanden Donna Manuela schon mit ihrem Rosenkranz beschäftigt. Ihre Blicke flogen ihm entgegen, sie ließ den Rosenkranz fallen und schien außer sich zu sein. Die Menge vermehrte sich, das Gedränge ward immer größer, das Geräusch der Betenden immer stärker. Manuela schien die Inbrunst selbst zu sein. Ach sie träumte sich in diesem Augenblicke in seine Arme, und rief die heilige Jungfrau um Begünstigung an.
Endlich war sie fertig, und ein sanftes Lächeln schien um ihre Lippen zu schweben. Sie warf Hartley einen Blick zu, legte den Zeigefinger auf die Lippen, und streckte die Hand aus. – All hands high! sagte Thomson heimlich: merken Sie ja auf, Capitain! Sie hat etwas im Sinne.
In dem Augenblick fühlte Hartley eine Orange zwischen seine Füße kollern. – Ein scharfer[149] Schuß! sagte er, und steckte sie bedachtsam ein. Sehen Sie die artige Penny-Post! fiel Thomson lächelnd ein: aber verlieren Sie nur den Inhalt nicht. Ich hab' es schon! rief Hartley fröhlich, und steckte ein kleines Zettelchen in seine Westentasche.
Die Vesper war jetzt geendigt. Es wurde dunkel, und das Gedränge war unbeschreiblich. Die Freunde waren ihrer Schönen gefolgt, auf einmal fühlte sich Hartley von hinten kizzeln. Er sieht sich um; es war Donna Manuela. Sie reichte ihm die Hand unter dem Schleier, und er empfand zum erstenmal, was eine andalusische Schöne heißt. – God dam! sagte er leise zu Thomson: sie drückt mir Hand und Herz zusammen.
Die Duenna sah nichts, sie wollte eben den Vorhang1 aufheben. Manuela und Hartley berührten sich, und beide zitterten vor Wollust. Ein Augenblick – Hartley küßte sie auf die Schulter, und sie mußten scheiden.
Was hat sie geschrieben? fragte Thomson, und führte ihn an die Laterne bei einem Marienbild. Hartley zog das Billet heraus und küßte es. – Wenn Sie lieben, wie ich, so werden [150] Sie alles wagen! – O! rief er begeistert: alles, alles, selbst mein Leben für dich! – Der Solano wehte glühender, und auf allen Straßen tönten Voleros und Guitarren.