[167] Nun, gnädiger Herr! rief das schlaue Weibchen, als er athemlos und hustend in die Schlafkammer stürzte: nicht wahr, Sie haben den Buben ertappt?
Er: Ja, ja! Aber das muß ich ihm lassen: es ist doch ein ehrlicher Kerl!
Sie: Was? (mit verbissenem Lachen.)
Er: Wären Sie nur gegangen, er würde Sie schon zugedeckt haben! – Ich fühle meinen Rücken nicht.
Sie: Sie setzen mich in Erstaunen.
Er: Wie ich Ihnen sage: Wären Sie kein ehrliches Weib gewesen! –
Sie: Gott Lob! Gnädiger Herr!
Er: Er hat Sie nur auf die Probe stellen wollen.
Sie: Was? – Seh,' eins den ehrlichen Menschen an!
Er: Ja gewiß, ehrlich! Aber ich will's ihm auch belohnen, so gut ich kann.
[167] Sie: Auf die Probe stellen? – Aber wissen Sie, gnädiger Herr, daß mich das beleidigt?
Er: Lassen Sie's gut sein, um meinetwillen, ich bitte Sie darum! – Er hat zugeschlagen, wie ein Zuchtmeister, aber ich mache mir nichts daraus. Weiß ich doch, daß Ihr beide ehrlich seid!
Von nun an waren alle Parteien zufrieden. Das schöne Weibchen, der feurige Soller, der argwöhnische Eheherr, alle waren die besten Freunde. Wie viel süße Genüsse! Aber hätte ihn auch der alte Herr in Juliens Armen gefunden, er hätte es doch nicht geglaubt. Eher müßte es ein Blendwerk des Teufels gewesen sein.
O selig sind, die da sehen, und doch nicht glauben!