Dreyzehntes Kapitel.

Schlag er an!

[90] Zum Glück hatte er kein Licht bey sich. Ich sprang aus dem Bette, und zog die Decke über Lorchen. – »Was befehlen der Herr Hoffmeister?« – Indem ich vor ihn trat, und zwischen ihn und dem Bette eine Scheidewand machte. –[90]

»Er muß mir Licht anschlagen. – Ich komme eben nach Hause. – Beym Pachter ist alles zu Bette, – und Lorchen ist nicht zu errufen.« –

»Das glaub' ich wohl!« – dachte ich – »Aber« – gab ich zur Antwort – »Warum pochen denn der Herr Hofmeister die Catharine nicht heraus?« –

»Weil ich nicht will!« – indem er sich räusperte. – Er weiß, was ihm zukommt, also Anstalt und nicht viel Redens. »Hol er den Leuchter und schlag er an!« –

Ich war froh, so guten Kaufes davon zu kommen; denn ich konnte mich leicht an Lorchens Stelle setzen. – »Nun so kommen Sie, Herr Hofmeister!« – sagte ich – »Ich will Ihnen gleich Licht machen.« –

»Geh er nur – und wenn es brennt, so rufe er! damit ich sehen kann!« –[91]

Ich ging hinunter, schlug an, und rufte. Keine Antwort! – Noch einmal! – Er rührte sich nicht. – »Er ist wohl gar eingeschlafen!« – dachte ich – und wollte hinauf gehen, als er antwortete. – »Er wird doch nicht auf mein Bette gegriffen haben,« – sagte ich – denn er sah so verschmitzt aus. Ich wünschte ihm gute Nacht, und eilte mit klopfendem Herzen hinauf. – Lorchen kam mir an der Thüre entgegen; sie schien außer sich. – »Hat er dich gesehn?« – fragte ich – Sie gab mir keine Antwort, drückte mir die Hand, und eilte in ihr Stübchen.

Quelle:
Christian Althing: Hannchens Hin- und Herzüge nebst der Geschichte dreyer Hochzeitsnächte. Leipzig 21807, S. 90-92.
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