37. Anemone

[436] 1639.


Auserwählte nach der einen,

die mir gut war auf den Schein,

wilst du mich getreue meinen,

so will ich auch deine sein.

Wahre Liebe steht vergnüget,

wenn sie ihres gleichen krieget.


Neue Gunst ist nicht ohn' Sorgen,

doch dein redlichs Herze macht,

daß mir nichts nicht ist verborgen,

was die Andern macht bedacht.

Andre mögen anders denken,

laß uns uns einander schenken.


Neige deiner Liebe Feuer

auf mich, der ich deine bin.

Halt mich wert, wie ich dich teuer,

diß ist steter Liebe Sinn.

Was sich regt in meinem Blute,

weiß von keinem Wankelmute.
[436]

Anemone, meine Treue

sei hiermit dir zugesagt.

Tu stets, was ich mich stets freue,

daß mein Herze nicht mehr klagt.

Was an jener ist verloren,

das ist mir an dir geboren.


Nun, mein Herze, sei geschieden

und gieb jener gute Nacht.

Eine stellet dich zufrieden,

die dich einig frölich macht

Anemone, die dir scheint,

die ists, die dich ewig meint.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 436-437.
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