83. An Amandulen

[527] 1638.


Du schreibst, Amandule, du könnest nicht vorbei,

du müssest mich von Grund' und ganzer Seelen lieben,

diß aber mache dir so gar ein scharf Betrüben,

daß auf der Erden ihm Nichts zu vergleichen sei.


Nun glaub ich dir es leicht' und zeugs auch ohne Scheu,

auch mir ist hier von dir ein großer Stachel blieben,

und wie ich dieses dir so ofte zu geschrieben,

so schreib' ich dir es itzt noch einmal klar und frei.


So bleibst da krank nach mir, ich ungesund nach dir,

du meiner Ängsten Qual, ich deiner Schmerzen Brunnen.

Doch glaub ich stark daher, daß weder dir, noch mir


das Leben wird gefährdt: sei ja nicht, Lieb, gesonnen,[527]

zu ändern diesen Stand. Freu dich mit mir der Pein,

für welcher Krankheit ich nicht wündsche frisch zu sein.

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 527-528.
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