Sophie an den Comthur

[356] Sie haben Recht, das ist ein Gedanke, den Ihr Neffe hätte haben können. Nur weiß ich nicht, weshalb er sein Vorhaben hinter eine so schauerliche List verstecken sollte, da er ohne alle Umstände weggehen konnte, und nur nicht wiederzukommen brauchte. Was würde ihn daran gehindert haben? Er war schon einmal fort! Wir wußten nicht, wohin. Niemand rief ihn zurück, Niemand erinnerte ihn an verletzte Pflichten, Keiner[356] wollte ihm Fesseln anlegen. Er allein brachte sein unstätes Selbst zu uns zurück. Fürchtete er nicht vielleicht sich mehr als Andere? Das sind Vermuthungen, Schlüsse ins Blaue hinein. Ich bin unfähig, irgend etwas Bestimmtes ins Auge zu fassen. Ich sehe nichts deutlich. Die Angst vor Elisens Erwachen, vor ihren Fragen, ihren Blicken, benimmt mir alle Fassung Möchte uns doch dieser Tag irgend eine Beruhigung geben!

Quelle:
Caroline de la Motte Fouqué: Resignation. Theil 1–2, Teil 2, Frankfurt a.M. 1829, S. 356-357.
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