|
1817
27. Juni: Louise von François wird in Herzberg an der Schwarzen Elster als erstes Kind der zweiten Ehe des Offiziers Friedrich von François mit Amalie, geb. Hohl, der Tochter eines Weißenfelser Tuchfabrikanten und -händlers geboren. Die Vorfahren ihres Vaters waren aus Frankreich eingewanderte Hugenotten.
1818
November: Tod des Vaters.
1819
Heirat der Mutter mit dem Kreisgerichtsrat Adolf August Herbst.
1822
Umzug mit der Mutter und zwei Brüdern nach Weißenfels in das Haus ihrer Großeltern.
Beginn des Privatunterrichts bei dem Magister und Archidiakonus Heydenreich, der bei ihr frühzeitig ein Interesse an Geschichte weckt.
Später autodidaktische Bildung in Literatur und Sprachen und Förderung durch den Dramatiker Adolf Müllner (gestorben 1829), der Einfluß auf ihre Lektüre nimmt.
1833
Beginn der Freundschaft mit Fanny Tarnow, die bis zu deren Tod (1862) anhält. Louise von François findet in Fanny Tarnows literarischem Zirkel in Weißenfels Anregung und Unterhaltung (bis 1840).
1834
19. September: Verlobung mit Alfred Graf Goertz, den sie durch Fanny Tarnows Vermittlung kennengelernt hatte.
1837
Zunehmende Verschlechterung der materiellen Lage der Familie, nachdem der eingesetzte Vormund das beträchtliche väterliche Vermögen veruntreut hatte. Nach dem wenig später folgenden Verlust des mütterlichen Vermögens muß die inzwischen sechsköpfige Familie in ein kleineres Haus umziehen. Die Mutter erkrankt an einem Nervenleiden, der Stiefvater beginnt zu erblinden. Die Last der Sorge für die Familie ruht in immer stärkerem Maße auf den Schultern von Louise von François. Sie löst die Verlobung mit Goertz. Auf den Wunsch, Ärztin zu werden, muß sie aus finanziellen und häuslichen Gründen verzichten.
1847
Übersiedlung nach Minden zu ihrem Onkel Karl von François, dem dortigen Festungskommandanten, der sie gebeten hatte, nach dem Tod seiner Frau den Haushalt zu führen und sich um seine jüngste Tochter Clothilde zu kümmern.
Freundschaft mit der Schriftstellerin und Übersetzerin Elise von Hohenhausen und ihrer Tochter Elise Rüdiger-Hohenhausen.
1850
Nach dem endgültigen Verlust des Prozesses um ihr durch den Vormund veruntreutes väterliches Vermögen kehrt sie nach Weißenfels zurück und widmet sie sich der Pflege ihrer kranken Eltern.
Beginn der schriftstellerischen Arbeit.
1851
Rückkehr zu ihrem inzwischen pensionierten Onkel, bei dem sie in Halberstadt, ab Herbst 1852 in Potsdam lebt und den sie bis zu dessen Tod im Jahr 1855 pflegt.
1854
Durch Vermittlung von Elise von Hohenhausen erscheinen erste Feuilletons im Cottaschen »Morgenblatt für gebildete Stände«. In den folgenden Jahren wird sie zur regelmäßigen Mitarbeiterin dieser und anderer Zeitschriften, veröffentlicht jedoch bis 1859 grundsätzlich und auch danach überwiegend anynom oder pseudonym.
1855
Rückkehr nach Weißenfels.
Die Zeitschrift »Europa« publiziert ihre erste Erzählung »Aus dem Leben meines Urgroßvaters, eine bürgerlich-deutsche Geschichte«.
1857
»Der Posten der Frau« (Erzählung).
»Phosphorus Hollunder« (Erzählung).
1859:
Die Erzählung »Fräulein Muthchen und ihr Hausmeier« erscheint erstmals unter ihrem Namen.
1862
»Judith die Kluswirtin« (Erzählung).
1868
»Ausgewählte Novellen« (2 Bände).
1870
Nach jahrelanger vergeblicher Suche nach einem Verleger erscheint der Roman »Die letzte Reckenburgerin« in Otto Jankes »Deutscher Romanzeitung«. Das Werk bleibt weitgehend unbeachtet, erst nach dem Erscheinen von Gustav Freytags Rezension (1872) wird sein literarischer Rang allgemein anerkannt.
1871
1. Juli: Tod der Mutter.
»Ausgewählte Novellen« (2 Bände).
1872
»Frau Erdmuthens Zwillingssöhne« (Roman) erscheint in Jankes »Deutscher Romanzeitung«.
1873
Julius Rodenberg wirbt sie erfolgreich als Mitarbeiterin seiner neugegründeten Literaturzeitschrift »Deutsche Rundschau«.
1874
22. Mai: Tod des Stiefvaters.
Trotz des Drängens ihrer Freunde, nach Halle oder Dresden umzuziehen, bleibt sie in Weißenfels.
»Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813–1815«.
»Hellstädt und andere Erzählungen« (gesammelte Erzählungen, 3 Bände).
1876
»Natur und Gnade« (gesammelte Erzählungen, 3 Bände).
1877
»Stufenjahre eines Glücklichen« (Roman).
1879
Mit dem Erscheinen der Erzählung »Der Katzenjunker« in der »Deutschen Rundschau« endet ihre schriftstellerische Tätigkeit. In den folgenden Jahren arbeitet sie nur noch früher verfaßte Erzählungen um.
1880
Louise von François wird durch Fürsprache von Freunden Pensionärin der Deutschen Schiller-Stiftung.
Beginn des intensiven Briefwechsels mit Marie von Ebner-Eschenbach. In den folgenden Jahren fährt sie gemeinsam mit Marie von Ebner-Eschenbach regelmäßig zu Kuraufenthalten nach Bad Reichenhall und unternimmt zahlreiche Reisen nach Berlin, Weimar und Bayreuth sowie in die Schweiz und nach Graubünden.
1881
Beginn des Briefwechsels mit Conrad Ferdinand Meyer (bis 1891, veröffentlicht 1905/1920).
1883
Beginn der Arbeit an der Autobiographie »Schauen und Sagen aus meinen Kindertagen« (unvollendet, nur bruchstückhaft erhalten).
1884
Juli: Besuch bei Conrad Ferdinand Meyer in Kilchberg am Zürichsee.
1889
Erneuter Besuch bei Meyer in Kilchberg.
1893
25. September: Louise von François stirbt nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Weißenfels. Die gesamten Erträge aus ihrem literarischen Werk vermacht sie die Deutschen Schiller-Stiftung.
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro