Biographie

Karl Emil Franzos (Fotografie, nicht datiert)
Karl Emil Franzos (Fotografie, nicht datiert)

1848

25. Oktober: Karl Emil Franzos wird in Czortków (Galizien) als Sohn des jüdischen Arztes Heinrich Franzos und seiner Ehefrau Karoline, geb. Klarfeld, geboren.

1854

Nach dem Tod seines ersten Lehrers Heinrich Wild besucht Franzos die Klosterschule der Dominikaner in Czortków.

1858

Tod des Vaters.

1859

Umzug der Familie nach Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina.

Besuch des Gymnasiums in Czernowitz (bis 1867).

1867

Abitur in Czernowitz.

Franzos hat den Wunsch, Altphilologie zu studieren und hofft angesichts seiner schlechten finanziellen Lage auf ein Stipendium vom Staat. Dieses wird jedoch Juden nicht erteilt.

Studium der Rechtwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Wien und Graz (bis 1871).

1871

Als Sprecher der progressiven Burschenschaften zieht sich Franzos einen Gesinnungsprozeß zu.

Aus politischen Gründen und wegen seiner jüdischen Konfession erhält Franzos trotz eines guten Studienabschlusses keine Anstellung im Staatsdienst.

Franzos verzichtet auf die Eröffnung einer Anwaltspraxis. Er wird freier Schriftsteller und Journalist.

Mitarbeiter der Zeitschrift »Über Land und Meer«.

1872

Feuilletonredakteur der Tageszeitung »Ungarischer Lloyd« (bis 1873).

Veröffentlichung erster Erzählungen und Skizzen in Zeitschriften.

Als Journalist unternimmt Franzos in den folgenden Jahren ausgedehnte Reisen durch England, Frankreich, Italien, die Schweiz, Deutschland, Ungarn, Rußland, die Türkei, Kleinasien und Ägypten (bis 1877).

1876

Franzos lebt in Wien (bis 1886).

Reporter und Redakteur der »Neuen Freien Presse« in Wien.

»Aus Halb-Asien. Kulturbilder aus Galizien, der Bukowina, Südrußland und Rumänien« (Skizzen, 2 Bände).

1877

Eheschließung mit der Schriftstellerin Ottilie Benedikt, die unter dem Pseudonym Franzos Ottmer publiziert.

Die Novellensammlung »Die Juden von Barnow« erscheint. Sie wird zu seinen Lebzeiten in sechzehn Sprachen übersetzt.

1878

»Vom Don zur Donau« (Skizzen, 2 Bände).

1879

Franzos gibt Georg Büchners »Sämtliche Werke« zusammen mit dem handschriftlichen Nachlaß heraus, darunter erstmals den »Wozzek« (in einer verstümmelten Fassung).

»Junge Liebe« (Erzählungen).

1880

»Moschko von Parma« (Roman).

1882

»Ein Kampf ums Recht« (Roman).

1883

»Das Ghetto des Ostens« (Schilderungen).

1884

Franzos wird Herausgeber und Chefredakteur der »Wiener Illustrierten Zeitung« (bis 1886).

1886

Herausgeber und Chefredakteur der in Stuttgart erscheinenden literarischen Halbmonatsschrift »Deutsche Dichtung« (bis zu seinem Tod 1904), in der er u.a. Novellen von Theodor Storm und Ferdinand von Saar erstveröffentlicht und zugleich einen heftigen Kampf gegen den Naturalismus führt.

»Tragische Novellen«.

1887

Übersiedlung nach Berlin.

Fortsetzung der journalistischen Tätigkeit.

1888

»Aus der großen Ebene« (Skizzen, 2 Bände).

1891

»Judith Trachtenberg« (Roman).

Franzos tritt in Berlin dem »Zentralkomitee für die russischen Juden« bei, das Geld für die verfolgten Juden in Rußland sammelt.

1893

»Der Wahrheitssucher« (Roman, 2 Bände).

Aus Enttäuschung über die gesellschaftliche Situation, in der sein Wunschtraum einer deutsch-jüdischen Kultursymbiose nicht zu verwirklichen ist, veröffentlicht Franzos seinen fertiggestellten autobiographischen Roman »Der Pojaz« nicht. Er erscheint erst nach seinem Tod (1905).

1897

Franzos gibt die Sammlung »Briefe und Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert« heraus (4 Bände, bis 1900).

1903

»Deutsche Fahrten« (Reise- und Kulturbilder, 2 Bände).

1904

»Neue Novellen«.

28. Januar: Karl Emil Franzos stirbt in Berlin.

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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

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