2. Scene.


[39] Vorige. Loisl.


LOISL kommt von rechts über den Berg herab gerannt. Nandl – Nandl, mir is 'was g'scheh'n!

NANDL. Was is denn schon wieder?

LOISL. Unser Gaisbock hat mi g'stoß'n – das Vieh!

NANDL. Hast ihn wieder 'tratzt, gelt?

LOISL. Na, blos an Renner hab' i ihm 'geb'n, nachher is er mir davon. I hab' ihn fang'n woll'n, hab' ihm zug'red't, 's hat mi aber nix g'nutzt. Auf amal, i hab' schon gar nimmer d'ran 'denkt, steh' i so drauß'n am[39] Kappell'nberg'l und schau' zum Holzergirgl 'nunter – krieg' i von hint' an Puff und purzl' dir über's Berg'l 'nunter wie a Kirtanud'l. Wie i in d'Höh' schau', steht das schwarze Vieh drob'n wie der Teuf'l und schaut mir nach und macht all'weil mehehehe.

LEHNL. Der is halt g'scheidter wie du!

LOISL. Das is schon a Kunst auch, wenn man ein' von hint' erwischt. Aber wart' nur, jetzt hol' i mein Geiß'lsteck'n, nachher kriegt er Wix. Ab in den Heuschuppen.

NANDL zu Loni. Und i richt' mi jetzt schön z'samm', daß i weiter komm', weil du doch schon so gut warst und 'rauf bist.

LONI. Ja, geh' nur, 's is Zeit, sonst kommst noch in d' Nacht 'nein.

NANDL. Brauchst nix mehr, als an Trank aufz'setz'n, nachher wird dein G'schäft bei'nander sein. Ab in die Hütte.

LONI. I will dir's schon recht mach'n! Sie bindet sich eine grobe Schürze um und macht sich mit dem umherstehenden Geschirr zu schaffen.

LEHNL. Kommst aus der Arbeit jetzt gar nimmer 'raus; bald du 'nunter kommst, geht's drunt' auch wieder an.[40]

LONI. Mein, 's wird mir doch d' Arbeit net z'viel werd'n, und gar da herob'n. Kann's denn a schöner's Platz'l geb'n, als d'Weglalm? 'Bald du jetzt da vorgehst, sixt g'rad 'nunter auf Graswang und da liegt's dir so friedlich und heilig da wie a Kripperl.

LEHNL. Nur geht ihm 's Christkind'l ab, wenn du net daheim bist.

LONI. Geh', du bist a verliebter Gisp'l. Man meint, was i dir schon 'than hätt', daß du gar so an mir hängst.

LEHNL. Du lieber Gott! Warum hast du a Nagerl gern, i Ros'n oder d'Sonn'; thut dir auch nix b'sonders z'lieb und magst es doch; wenn du amal verheirat' bist, wird's ohnedas anders.

LONI. Damit hat's noch gute Weg.

LEHNL. Das kannst net sag'n; so 'was kommt über Nacht. Hätt'st erst gestern dein Glück mach'n können.

LONI. Es ist net dein Ernst, was da sagst – obgleich der Muckl noch der einzige wär', von dem man noch red'n könnt'.[41]

LEHNL. Der einzige?

LONI. I wüßt' sonst kein' – bei uns wenigstens net.

LEHNL. No – und der Pauli?


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 39-42.
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